Black Milk – Fever // Review

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(Mass Appeal Recordings)

Wertung: Vier Kronen

»Jeder Produzent/Rapper versucht, diejenigen zu imitieren, die ihn am meisten beeinflussen, um irgendwann eine eigene künstlerische Stimme zu finden«, beschreibt Black Milk in JUICE #163 den künstlerischen Prozess. Sein eigenes Vorbild, ganz klar: J Dilla. Doch man betrachtet Black Milk im falschen Licht, sieht man in ihm nur dessen Schatten. Was die beiden vor allem verbindet, ist ihre progressive Arbeitsweise; das Nicht-festhalten-Wollen am Sound einer Ära und vor allem: der unbedingte Wille, neue, eigene Wege zu gehen. Nach einer langjährigen Experimentierphase scheint Black Milk auf »Fever« diese Stimme endgültig gefunden zu haben. Hier begeht Black Milk den sprichwörtlichen Vatermord und emanzipiert sich von Dilla, seinem einstigen Ziehvater. Das lässt bereits der Opener der Platte erahnen, der die Sonne aufgehen lässt. Eine Tirade aus vom Himmel herabfallenden synthetischen Klängen schlägt mit Gitarrenlicks auf das Soul-Fundament nieder. Ein Einstieg mit starkem symbolischen Wert, denn auch für Black Milk beginnt ein neuer Tag, eine neue Ära. So nah an den Puls der Zeit war der Beat-Veteran bis dato noch nicht vorgerückt. Auch textlich versucht Black Milk diese Nähe herzustellen, aber verirrt sich, trotz unbestechlichen Flows, nur zu oft auf Allgemeinplätzen. Nach diesem fast esoterischen Einstieg, präsentiert Black Milk einen Funk-inspirierten Groove, der tonangebend ist. Spielerisch vereint er Soul und Jazz, das Digitale mit dem Analogen und demonstriert damit, in Besitz des heiligen Grals des Produzententums zu sein: Der Fähigkeit, Gegensätze derart überraschend und sinnvoll zu verbinden, dass am Ende des Prozesses Innovation entsteht. Trotz allen hörbaren Fortschrittgeistes bricht Black Milk auf »Fever« nicht mit der Detroiter Traditionslinie. Er ist zu gefestigt, um unbedacht neuen Trends hinterherzujagen. Wenn er, wie im finalen Track des Langspielers, Autotune einsetzt, dann nicht, um weiter zu dessen Inflation beizutragen. Jene Realkeeper, denen das bereits ein Schritt zu viel ist, sollten ihre Temperatur checken. »Fever« ist pure Hitze.

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