Binho – Segen oder Fluch // Review

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(ZNK)

Als Teil des Zonkeymobbs hat Binho seit dem letzten Jahr einen konstanten Grind gefahren und mit einigen Singles (inklusive Video als JUICE Premiere) sein Potential gezeigt. Mit dem Tape »Segen oder Fluch« legt der Mannheimer Streuner jetzt ein erstes größeres Release vor. Der symbolische Einritt des Mobbsters beginnt unterlegt von heroischen Trompetenklängen auf dem Track »Diplomatenstatus«, der direkt zeigt, dass Binho wenig Liebe für Regeln aller Art hat. Der Flow ist knackig, die Stimme kratzig und rough, während die Beats von ZNK-Hausproduzent Funkvater Frank zeitgeistigen Tiefbass mit Boom-Bap-Ästhetik verbinden. Diese Mischung liefert Sound on point, was zuletzt ZNK-Chef OG Keemo eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat. »Für den Mobb« ist dann auch die angriffslustige Hymne, die er der Crew widmet. Binhos Tracks sind geprägt von einer Untergrund-Attitüde, die sich all den langweiligen Erwartungen widersetzen will, die an einen Mittzwanziger herangetragen werden – Bürojob und Sparen fürs Girokonto wird es bei Binho nicht geben. Stattdessen bestimmen kleinere Gaunereien den Alltag des Rappers, die er in schnell wechselnden, szenischen Einblicken beschreibt. Der ein oder andere Wie-Vergleich mag zu viel sein, aber hält die Tales über das Rumtreiben auf der Straße unterhaltsam. Der Alltag von Binho wird nicht beschönigt, sondern ist dreckig und vom Hustle geprägt. Trotzdem steht er auf der Gewinnerseite, denn »Bullen schwitzen beim Ermitteln«, und bewahrt sich so die eigene Freiheit, die er in den Texten des Tapes auslebt. Binho macht sich nachts die Taschen voll, zeigt mit »Fuckhead« seine bedrohliche Seite und reflektiert im Titeltrack dann doch noch, dass sein Lebensstil gleichzeitig Segen und Fluch sein kann. Zu viel von dem guten Zeug führt irgendwann zum Scheitern, Probleme lassen sich nicht dauerhaft verdrängen und die Zukunft ist noch ungewiss. Aber Binho und der Zonkeymobb stehen schon in Angriffsstellung.

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