Next Man Up: Binho ist (noch) der Geheimtipp des Zonkeymobbs // HipHope

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Als Binhos erstes Musikvideo »Keine Zeit« am 12. März 2018 seine Premiere auf unserem YouTube-Kanal feiert, ist schier unmöglich zu erahnen, dass der Mannheimer da gerade nicht nur sein erstes Visual, sondern auch seinen ersten wirklich bewusst geschriebenen Text präsentiert. Zu abgeklärt platziert der 25-Jährige seine präzisen Zeilen über den eigenwilligen Lebensstil, der möglichst wenig Anstrengung für fremde Arbeitgeber und umso mehr Fokus auf sich selbst enthält, auf die Nackenklatscher-Snares von Producer ZNKMO.

Mehr als ein Jahr später sagt Binho: »Da habe ich mich erstmals hingesetzt und wirklich auf den Takt einen kompletten Text geschrieben. Den Track habe ich später auf dem Scheißhaus in meiner Wohnung aufgenommen, weil da der Sound am besten war.«

Dieses erste Lebenszeichen ist ein Indikator für die Qualitäten, die Binho auf der folgenden Playlist-EP »Berüchtigt bis ins Grab« wieder und wieder unter Beweis stellt: Er verbindet einen dicken Batzen Talent mit einer gesunden Portion Meinungsstärke und dem ausgeprägten Willen, für sich und seine Kunst zahlreiche Studioüberstunden und schlaflose Nächte in Kauf zu nehmen. »Ich habe für mich rausgefunden, dass ich grundlegend zu stolz dafür bin, für den Reichtum irgendeines alten Typen in Anzug arbeiten zu gehen. Aber wenn man etwas findet, worauf man Bock hat, dann schläft man nachts mal nicht, um das
Videokonzept zu verbessern. An manchen Texten schreibe ich auch über mehrere Wochen«, fasst Binho seinen Mindstate zusammen.

Mit Rap kommt er bereits im Alter von zehn Jahren in Kontakt. Eminem und Sido entfachen das Feuer, mit elf versucht er sich an den ersten Bars auf Englisch: »Aber das war nichts Ernstes. Da stand ich mit Alufolien-Grillz vor meinem Spiegel und habe gerappt.« Zwei Jahre später findet sich um Binho, OG Keemo, Funkvater Frank und ZNKMO ein pubertärer Freundeskreis zusammen, der wiederum einige Jahre später als Zonkeymobb durch Deutschland touren wird. Freestyle-Sessions haben sich mittlerweile in seriöse Produktionsabläufe im eigenen Crew-Studio verwandelt – auch wenn sonst noch so »rumgepimmelt« werde wie immer, sagt Binho.

Dabei entstand in jüngerer Vergangenheit das Tape »Fluch oder Segen«, das am 11. Oktober erscheint. Auf dem Release kristallisiert sich vor allem Binhos große Qualität heraus, unmissverständliche Aussagen mit eleganter Wortwahl zu transportieren. Als Grundlage dafür dienen die Instrumentals von Funkvater Frank und ZNKMO, die die
Boombap-Ära stilsicher mit modernen Einflüssen verbinden und auch schon OG Keemos Sound zu seiner Unverwechselbarkeit verhalfen.

Dennoch soll und wird Binhos Sound laut ZNKMO klar für sich stehen: »Er ist als Künstler eiskalt, sehr authentisch. So sollten auch die Beats klingen – sehr, sehr dreckig.« Eigenständigkeit ist das höchste Ziel – so liefert »Fluch oder Segen« typische Zonkeymobb-Qualität, ohne dass Binho wie eine Kopie der Kollegen klingt.

Text: Louis Richter
Foto: Breitband

Dieses Feature erschien in JUICE 193. Aktuelle und ältere Ausgaben könnt ihr versandkostenfrei im Onlineshop bestellen.

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