BHZ – 2826 // Review

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(BHZ)
Wertung: Dreieinhalb Kronen

»Irgendwann wird ein Hobby zur Berufung«, prophezeite Dead Dawg 2016 im Rahmen einer neunminütigen Crew-Cypher. Zwei Jahre später lässt sich festhalten, dass der junge Mann Recht behalten sollte. BHZ ist anno Herbst 2018 über die heimischen Schöneberger Grenzen hinaus in der Szene bekannt. Erste Low-Key-Hits, ästhetische Videos und ein starkes Social-Media-Game kreierten einen Buzz und eine stetig wachsende Fanbase. Die große Stärke der Anfangzwanziger, Talent konsequent zu bündeln und für alle wichtigen Aufgaben kreative und vertraute Leute on Lock zu haben, erklärt dabei den einen Guss, aus dem die zwölf Songs des LP-Debüts fließen. »2826« ist die perfekte Umsetzung einer kollektiven Klangvorstellung. Die Beats sind modern, club- wie chilltauglich und trotz eines einheitlichen Vibes facettenreich. Sie bilden die verschwommene Kulisse für die jugendlich-forschen Erzählungen der ersten Rap-made-Paychecks, verrau(s)chten Nächten im selbsterbauten Studio und Träumen von VVS-Diamenten um Hals und Handgelenk. Dank der extrem unterschiedlichen Stile der fünf Rapper wirkt der Hunger ansteckend, die Euphorie echt – ganz gleich, wie repetitiv die Inhalte auf Dauer wirken. Schwierig wird es, wenn vorm Schlafengehen Pferdebetäubungsmittel mit Bier geklinkt werden oder mit wabberndem Autotune »Xanny, ich liebe dich« gedadat wird. Die Erzählungen wandeln auf dem schmalen Grat zwischen überzogener Selbstdarstellung und der Verharmlosung verheerend schädlicher Drogen. Gerade im Hinblick auf die Opioid-Krise in den USA und die jüngsten Todesfälle wichtiger Rapper geht das nicht ganz so ölig rein. »2826« bleibt aber vor allem durch die klar zu erkennende Weiterentwicklung, die lange noch nicht abgeschlossen zu sein scheint, positiv im Kopf. BHZ macht bereits jetzt schon vieles gut, doch schwingt bei den Songs noch Potenzial mit, das ausgeschöpft werden will. Und führt man sich den Arbeitsethos der Squad vor Augen, der Tapes und Videos in bester Regelmäßigkeit produziert, spricht vieles dafür, dass das auch passiert.

Text: Louis Richter

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