4. LGoony – Space Tape Vol.1: Goonyverse (Mixtape)
Mal kurz an die eigene Nase fassen: Als die Einladung ins »Goonyverse« am 21. Dezember 2014 reinsegelt, stand ich wahrscheinlich in irgendeiner Einkaufspassage, genervt von der Tatsache, dass ich die Geschenkesuche wieder bis ultimo rausgezögert hatte. Was das zur Sache tut? Nun, alles, was sich im Deutschrap-Kosmos abspielt, ist krass irrelevant, wenn man am Wühltisch steht und Wham! einem die Restnerven klaut. So verschlief ich das »Space Tape Vol. 1« für einige Monate, bis es sich dann nach einigen Anlaufschwierigkeiten im Sommer endlich seinen Platz in der iTunes-Rotation erkämpfte. Paradox auch: ich fand »Goonyverse« so stark, dass ich mich immer noch nicht ganz ans »Grape Tape« herangewagt habe. Wird langsam Zeit.
3. Boogie – Oh My (Track)
»Bitter Raps« ist so ein Stück, das eigentlich auch seinen Platz in diversen Jahresbestenlisten verdient hätte. Es war das erste Lebenszeichen, das ich von Boogie wahrnahm. Allerdings erschien der Song bereits Ende 2014 als Single des damaligen Mixtapes »Thirst 48«. Dieses Jahr legte der Compton/Long-Beach-Native mit »The Reach« recht furios nach und verhalf »Hot N*gga«-Produzent Jahlil Beats in Abwesenheit von U-Hafti Bobby Shmurda mit »Oh My« zu dessen Hit des Jahres. Wer hierzu keine Ellenbogen über die Tanzfläche schmeißt, hat die Kontrolle über sein Leben (und seinen Musikgeschmack) definitiv verloren.
2. Crack Ignaz – Kirsch (Album)
Der Legende nach fängt alles bei Kamp an. Vor knapp drei Jahren soll der Versager ohne Zukunft dem ehemaligen Kollegen Alex Engelen einen Track von Crack Ignaz mit dem Hinweis zukommen haben lassen, er hätte »Österreichs ersten Rapper mit Swag« entdeckt. Besagte Anekdote war mir nicht bewusst, als ich 2013 zum ersten Mal »Elvis« hörte. Seitdem durchforste ich die Diskografie von Crack Ignaz und bin der festen Überzeugung, dass diese Mischung aus Schmäh, Flow und erstklassigem Beatgeschmack in Sachen Deutschrap das Weird-Dopeste seit Marsimoto ist. »Kirsch« bestätigte diese Meinung auf eindrucksvolle Art und Weise. Dass mit »Geld Leben« jetzt bereits der nächste grandiose (truss mi, daddy!) Langspieler in den Startlöchern steht, lässt mich hoffnungsvoll in Richtung Rapjahr 2016 blicken.
1. Stormzy – Know Me From (Video)
Kurz die Formalitäten erledigen: #MERKY #PROBLEM. Stormzy, falls du ihn bislang ignoriert haben solltest, ist 22 Jahre jung und aufgewachsen südlich von London, im wenig glamourösen Vorort Croydon. Keine zwingenden Argumente dafür, dass dieser junge Mann der beste Nachwuchs-MC der britischen Inseln sein soll. Aber: Big Stormz rappt bereits sein halbes Leben lang, studiert das Genre Grime seit seinen Anfängen und kombiniert heute präziseste Flows mit Bawrz, die jedes Parkplatz-Battle in Schutt und Asche legen würden. Wie sonst ist es zu erklären, dass der grundsympathische »Big Man with a beard« nicht nur als erster Grime-Künstler einen Freestyle in den UK Top 40 platzieren konnte (Charteinstieg auf Platz 18), sondern wenige Monate später auch noch den X-Factor-Gewinner mit »Shut Up« auf die Ränge verweisen konnte? Wie dem auch sei: Wenige Monate vor dem ganz großen Hype droppt Stormzy »Know Me From« auf den »BMO Field«-Beat von ZDot. Dass er ein Grime-Kind durch und durch ist, beweist Stormzy auf dem Song eindrucksvoll: Props an Godfather Wiley (»that’s a bad man from early«), auf dessen 2014er-Album der Song ursprünglich erscheint, Dizzee- und Roll-Deep-Referenzen, gefolgt von der Ansage, er sei nun ein »Lord Of The Mic«, ohne je an der legendären Veranstaltungsreihe teilgenommen zu haben. Gepaart wird der großartige Song mit einem fast noch großartigeren Video, das jeden »Halt die Fresse«-Clip aussehen lässt wie einen Hype-Williams-Streifen. Wenn die einen halben Meter kleinere Mama im Drei-Streifen-Trainingsanzug neben ihrem Sohnemann herbounct, dann ist das mein ganz persönlicher Rap-Moment 2015. Und wenn du das nicht magst, ja, dann bist du tatsächlich ein Bastard.