Anderson .Paak – Oxnard // Review

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(Aftermath/12 Tone Music)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Ist das nun das Album, auf das alle gewartet haben? Der legitime Nachfolger vom grandiosen Fast-Grammy-Album »Malibu«? Im Jahr dreieinhalb nach seinen fulminanten Gastauftritten auf Dr. Dres »Compton« und gute acht Jahre nach seiner ersten EP soll »Oxnard« die Früchte des jahrelangen Hustles zwischen Auskenner-Gefrickel mit Benny Sings, Releases auf dem deutschen Indielabel Jakarta Records und zwischenzeitlicher Wohnungs­losigkeit tragen. Entsprechend dick wurde aufgetragen: Große Promo-Kampagne mit eigener Radio-Show, extrovertierter Insta-Spam und Features von Kendrick, Q-Tip, Pusha, Cole, Snoop und BJ The Chicago Kid. Jazz, Funk, Rap und Beatswit­ches – Andy will endgültig jedem beweisen, dass er alles kann. Über all dem steht Dre, der seine Hände während der zweijährigen Entstehungsphase des Albums ganz tief im Teig hatte und ihn auch kurz vor Release nochmal kräftig durchknetete – »Oxnard« war zwischenzeitlich wohl schon viermal fertig. Dass er jede Snare abgesegnet hat, hört man dem Album leider an. Denn so wirkt die Platte ein wenig zu durchdacht, obwohl Anderson .Paaks Duktus bis dato mehr denn je ausgemacht hat, dass er intuitiv, emotional und unmittelbar war. So muss man bereits spätestens beim völlig unklar als zweite Single releasten »Who R U«, das irgendwie nach den Neptunes klingen will, konstatieren: Die Magie fehlt. Und was soll plötzlich das Gequatsche um Real Ni**as und Bad Bitches? Eine merkwürdig chauvinistische Note wirft die Frage auf, ob man Andy wirklich so cheeky erleben will wie beim Sex-Skit auf »Headlow«. Auf Dre-Alben mag das der Stimmung zuträglich gewesen sein, hier wirkt es merkwürdig deplatziert. So sind die Highlights neben »Tints«, dem einzigen echten Hit, tatsächlich die Nummern, auf denen Andy beweist, was für ein guter Rapper er ist – zum Beispiel auf »6 Summers«, wo es dann doch noch politisch zugeht (»Trump’s got a love child and I hope that bitch is buckwild/I hope she sip mezcal, I hope she kiss señoritas and black gals«). Das Album hat zweifelsohne seine Momente, doch gerade zur zweiten Hälfte hin verhungert es. Das bedeutet: Viel Percussion um – im Endeffekt – dann doch enttäuschend wenig. Vielleicht ist »Oxnard« ein Grower. Aber das ist in diesem Fall eine Enttäuschung.


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