A Boogie With Da Hoodie – The Bigger Artist // Review

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A Boogie Wit Da Hoodie, The Bigger Artist, Review

(Highbridge The Label)

Wertung: Vier Kronen

Bezeichnen sich Popmusiker im ­Allgemeinen und Rapper im Besonderen als Artist, ist grundsätzlich Vorsicht geboten. Es ist nicht so, dass ihnen dieser Status nicht zusteht, aber mit derartigen Selbstkrönungen geht nicht selten ein Größenwahn einher, der dem Gelingen der zugehörigen Musik eher abträglich ist. Wenn »The Bigger Artist« nun gleich im Titel den eigenen Anspruch augenscheinlich großspurig zementiert, lassen sich die Bedenken des geneigten Hörers glücklicherweise rasch zerstreuen: »Artist« ist A Boogie Wit Da Hoodies kurioser bürgerlicher Vorname, die hinzugefügte Größenangabe signalisiert, dass es sich hierbei um die üppigere Version ähnlich betitelter Kleinformate aus dem vergangenen Jahr handelt. Tatsächlich führt das Debütalbum den melodiebewussten, zeitgemäßen Rap des XXL-Freshman ebenso stringent weiter, wie dieser seine seit längerem verfolgte Spaltung zwischen unbesiegbarer Rap-Persona und verletzlicher Privatperson forciert. Einig sind sich beide immerhin in ihrer Vorliebe für vielseitigen Klaviereinsatz: Die muntere Polizeibegegnung »Say A« erinnert entfernt an das infektiös gutgelaunte »Broccoli«, das prahlende »Money Sprung« wird mit einem Hauch Lounge-Jazz aufgelockert, während das melancholische »Drowning« eine Schwere enthält, die nicht mal Kodak Blacks windschiefer Featurepart reduzieren kann. Neben diesem treten Boogies Stärken im Stimmeinsatz besonders deutlich zu Tage: Gemurmel gibt es nicht, stattdessen abwechslungsreiche Flows und klar definierte Hooks. Das alles ist so erschreckend schlüssig arrangiert, dass sogar zu Auftritten von notorisch overactenden Gästen wie Chris Brown oder Robin Thicke ein jeweils passender Rahmen gebaut wird. Umso bedauerlicher ist es, dass »The Bigger Artist« in Gänze zwei, drei Songs zu lang ist, mit »Stalking You« einen unnötigen Ausfall im balladesken Bereich zu verzeichnen hat und sich an einzelnen Stellen noch zu stark an Vorbilder wie Future (»BeastMode«) oder Drake klammert. Ein bisschen mehr Größenwahn und Wille zur klaren künstlerischen Kante könnten bei zukünftigen Projekten Wunder wirken.

Text: Sebastian Behrlich

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