Fler – Vibe // Review

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fler-vibe-vinyl-cover

(Maskulin/Groove Attack)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Streetwear-Guru und Haute-Couture-Versteher, Eiweisspulver-Designer und Roid-Rage-Choleriker, epischer Gesprächspartner und Dauerthema in den Gossipspalten – Fler spielte in der Telenovela namens Deutschrap zuletzt unzählige Rollen. Dem unbändigen Arbeitsethos und Kanye’eskem Sendungsbewusstsein zum Trotz, litt darunter vor allem Flizzys Musik. Im Sog aus Graphizzle-Cartoons und Stupido-Videos war irgendwann alles egal geworden: ob nun keiner mit ihm klarkam oder die Straße ihn nicht aus ihrem Langzeitgedächtnis zu verbannen wusste. Dass die Augen und das Blut blau, die Neue Welle immer noch deutsch, alles seine Idee und Emma S. Kulin erster ernstzunehmender Trap-Importeur mit Firmensitz in Almanya war? Geschenkt. Mir ging es dabei wie dem Gros deutscher Rap-Fans: das schiere Überangebot der Reizfigur Fler in all ihren Inkarnationen war schlichtweg nicht mehr auszuhalten. Einzig logische Konsequenz: unlike, unfollow – und wo war hier gleich noch der Mute-Button? Als Flizzy dann vor einem guten Jahr via Webcam sein Karriereende für 2016 in Aussicht stellte, war der Veuve Cliquot schon kaltgestellt. Allerdings nur bis zum Releasetag der ersten »Vibe«-Single »Unterwegs«. Denn mit dem nicht enden wollenden Ohrwurm wuchs in mir die Erkenntnis: das hier, egal, wie man es auch drehte und wendete, war ein Hit. Damit jedoch nicht genug: Als Ende März mit »Lifestyle der Armen und Gefährlichen« nachgelegt wurde, musste ich mir eingestehen: Im Gegensatz zum Großteil seiner Widersacher und Konkurrenten hatte Fler die DNA des zeitgeistigsten Sounds wieder vollends entschlüsselt: rollende Subbässe, fehlerlos vorgetragener Stop-n-Go-Flow, erneute Ohrwurm-Hook. So wird das mehrmals verschobene und umbenannte »Vibe« als vermeintliches Spätwerk zum Opus Magnum. Auch, weil Nebenkriegsschauplätze wie die Düsseldorfer Erzrivalen (fast) unerwähnt bleiben und es keinem der gut in Szene gesetzten Gäste gelingt, dem Protagonisten die Show zu stehlen. Nur das an Peinlichkeit kaum zu überbietende Alex-Christensen-Sample auf »Du hast den geilsten Arsch der Welt« lässt einen kurz zweifeln, ob »Vibe« in die Diskussion um die besten Deutschrap-Alben des Jahres einbezogen werden sollte. Aber: If you’re reading this, it’s too late… die Diskussion läuft längst. Und Flizzy hat 1 Wörtchen mitzureden.

 

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