Scheuklappen runter. Über den Tellerrand schauen. Was sich im ersten Moment richtig und wünschenswert anhört, führte deutschraptechnisch schon zu der einen oder anderen akustischen Katastrophe. Mit einem musikalischen Horizont von hier bis zur eigenen Nasenspitze bleibt die Innovation halt irgendwo als Rotz in der Mitte hängen. Eine gewisse Skepsis machte sich also breit, als man mir die Ehre zuteilwerden ließ, ein paar Zeilen über ein Machwerk namens »Udtz Udtz Udtz« niederzuschreiben. Trotzdem war ich optimistisch gestimmt. Einfachsos »TAKTAK«-EP war großartig, außerdem kommt der gute Mann aus Wien. Und Wien ist mit Fug und Recht immerhin so was wie das österreichische Pendant zu Bietigheim-Bissingen – Rap-Hauptstadt und so. Also: »Udtz Udtz Udtz«. Kurz und knapp: Wenn man den Opener überstanden hat, kann man sich über eine verdammt gute EP freuen, die ihrem Namen alle Ehre macht. Musikalisch verortet man sich irgendwo zwischen Rotterdam-95-Charme, Lo-Fi House und osteuropäischer Techno-Ästhetik. Einfachso rappt so simpel wie einprägsam, und der Jugo-Ürdens-Part ist Himmel. Insbesondere die Video-Auskopplung »Tristrip« sorgt für warme Ohren, wie es sonst nur ein ordentlicher Schluck Sliwowica schafft. Doch auch »Ich nehms dir«, inhaltlich so etwas wie eine 2018-Neuinterpretation von Haftis »Ich nehm dir alles weg«, hat mit ordentlich Lil-Kleine- und Ronnie-Flex-Sound- und Flow-Anleihen durchaus einige schlagkräftige Argumente auf seiner Seite. Das hier ist kein Versuch, irgendwas zusammenzubringen, was partout nicht zusammengehört. Hier ist alles aus einem Guss, authentisch, spannend. Das trifft nicht immer vollkommen ins Schwarze, macht aber Spaß und gibt ein rundes Gesamtbild ab. Vermutlich nichts für jeden Tag. Aber gerne jeden sechsten oder siebten.
Text: Alexander Metz