Jay Z – Magna Carta Holy Grail // Review

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(Roc Nation/Universal)

Wertung: Vier Kronen

Eine Lieblingsbeschäftigung von Musikjournalisten ist es, zu lesen, was andere Musikjournalisten so schreiben. Denn eine Meinung ist essenziell, vor allem eine, die sich zur 140-Zeichen-Punchline kondensieren lässt. Und so schreibt man halbgar bei den vermeintlichen Meinungsinstanzen ab. »Pitchfork« etwa gab für »Magna Carta« eine schwache 5.4, fast alle Medien zogen nach, binnen weniger Stunden nach Leak war das Netzurteil gefällt: kein großer Wurf. Völlige Gleichschaltung. Nun wäre es lächerlich zu behaupten, Jay Zs 12. Studioalbum wäre sein bestes oder sein schwächstes. Das gab sogar Mr. Carter selbst im Twitter-Interview zu: »Reasonable Doubt«, »The Black Album« und »The Blueprint« seien fürs Treppchen gesetzt, aber »MCHG« könne zumindest um Platz 4 kämpfen. Natürlich überschatteten der clevere Samsung-Deal und die daraus resultierende Änderung der RIAA-Statuten die musikalische Substanz dieses Albums. Aber wenn man den langweiligen Ope-ner »Holy GrailA« erst mal hinter sich gebracht hat, dann wird es zeitweilig richtig gut. »Picasso Baby« rumpelt herrlich rein, das Trap-Gerät »Tom Ford« lässt das Auto wackeln, und »OceansA«klingt wie ein Outtake von »Channel Orange«, was durchaus als Lob verstanden werden darf. Auch wenn eine große Zahl an Beatmakern beteiligt war, so ist es das Verdienst von Produzent Timbaland und dessen texanischem Protegé Jerome »J-Roc« Harmon, dass »MCHGA« halb-wegs kohärent klingt, gleichzeitig nutzt Timbo die Gelegenheit, um ungewohnte Elemente auszupacken, vor allem neue Drums. Und wo ein spezifischer aktueller Sound gesucht wurde, holte man Mike Will Made It, Vinylz, Hit-Boy oder Travi$ Scott ins Boot. Dadurch wird das Album zum Lehrstück in der Kunst, ans aktuelle Geschehen angebunden zu bleiben, ohne seine Identität zu opfern oder sich zu sehr an die Trends der Jugend anzubiedern. Viele der MCs, die gerade im Begriff sind, die Zukunft der Kultur zu prägen, könnten Jay-Zs erwachsene SA�hne sein. Die eigentliche Sensation ist daher auch nicht, dass er mit 42 Jahren noch gut rappt, sondern der Umstand, dass es ihm noch Spaß macht. Und das hört man auf »MCHG«. Es ist ein blendend produzierter, zeitgemäßer Blockbuster von einem der drei besten noch lebenden Rapper der Welt. Aber es hat kein wirkliches, dringliches Anliegen und wird daher auch niemandes Leben verändern.used water slides

1 Kommentar

  1. […] Rahmen der »#newrules«-Kampagne für sein neues, musikalisch solides Album »Magna Carta Holy Grail« hat Jay Z den Song »Picasso Baby« sechs Stunden lang in einer […]

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