Bonez & RAF Camora – Palmen aus Plastik // Review

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(AUF!KEINEN!FALL! / Indipendenza)

Wertung: Fünf Kronen

Wenn die HipHop-Weisen einem jungen Künstler Potenzial attestieren, darf ein Attribut nie fehlen: Hunger. Wen ein leichtes Magengrummeln ans Mikrofon treibt, der wird sich vielleicht mit ein paar Häppchen vom HipHop-Kuchen zufrieden geben. Aber nein, es muss schon der Fress-Flash auf Rap-Game-Schawarma mit alles und doppelt Fame-Käse sein, um zu begeistern. »Der Junge hat Hunger in der Stimme«, ist die Adelung zum Hoffnungsträger. Aber oftmals sind es eben jene Hungerattacken, die draufgehen, sobald der CL500 in der Einfahrt parkt. Nicht so bei Bonez und Raf. Obwohl das 187-Original auf dem »High und Hungrig 2«-Intro betonte, »Pommes ha’m mich fett gemacht«, scheint noch Platz im Magen des Hamburgers zu sein – von Wohlstandssättigung keine Spur. Auch Riddim-Compañero Raf steht seinem Kollabo-Partner in Sachen Völlerei in nichts nach. Direkt nach »Ghost« und »H&H2« schaufeln die beiden sich mit »Palmen aus Plastik« den Büfettteller voll. Da »nicht ohne mein Team kollaboriert« wird, sind natürlich auch Gangmember Maxwell und Gzuz auf »Palmen aus Plastik« vertreten, letzterer sogar gleich zweimal. Gewohnt gewitzt wird dann über die Liebe zu leichten Mädels, Knollendampf und Karren philosophiert. Auf »Vaporizer« mit Trettmann präsentiert Bonez in bester Tele­shopping-Manier sein liebstes Rauchutensil: »weniger Schad­stoff, einfach mehr Geschmack« – eine Mischung aus Ganja-Hymne und gerappter Amazon-Produkt­empfehlung. Hoffentlich hat sich das Trio bei solch schlagenden Kaufargumenten Anteile an entsprechenden ­Verdam­pf­ungs-­AGs gesichert. Beim Blick auf das Thermometer droppt »Palmen aus Plastik« gefühlt zwei gute Monate zu spät. Pluspunkt für das Dancehall-Duo: Denn anstatt aus Kalkulation auf den nächsten Sommer zu warten, haut die Hamburg-Wien-Berlin-Connection ihre Kollaboration ohne langen Vorlauf raus. Außerdem kommen ein paar Sommergefühle in den ersten angegrauten Tagen des Herbstes gerade recht. Und für die »Hautfarbe Möhre, Nesquik und Ovomaltine«, gibt es laut Bonez und Camora ja immer noch die »Sonne aus der Röhre«. Bisher wurde deutscher Dancehall oft genug belächelt. Man kann nur hoffen, dass das Duo das Genre damit aus der Schmuddelecke holt. Denn sattgehört hat man sich an diesem Hit-Gewitter noch lange nicht.

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