Das Rapgame ist ein schnelllebiges Geschäft – heute mehr denn je. Längst regieren Playlisten den Geschmack der Massen. Dementsprechend unwichtig ist es geworden, zusammenhängende Projekte oder ganze Alben zu veröffentlichen. Hier eine Single, da ein Video. Hauptsache, die Fans werden konstant gefüttert und man bleibt im Gespräch. Eigentlich hätte Stormzy nach Veröffentlichung seines Debütalbums im Frühjahr 2017 jedes Recht gehabt, seine Strategie den modernen Gepflogenheiten der Musikindustrie anzupassen. Eigentlich.
Denn es hat tatsächlich gute zwei Jahre gedauert, bis der Hüne im Tracksuit sich mit neuer Musik zurückmeldet. Nicht, dass er zwischenzeitlich untätig war. Als britische Stilikone tanzt der Skeng Man auf verschiedensten Hochzeiten: Jüngst zierte er das Cover der UK-Ausgabe von »Elle«, an der Eliteuni Cambridge gibt es mittlerweile ein Stormzy-Stipendium für unterprivilegierte schwarze Jugendliche und mit dem Verlagshaus Pengiun Random House gründete er die Verlagsmarke #Merky Books. Ach ja, sein eigenes Festival auf Ibiza wird auch dieses Jahr die Creme de la Creme in Sachen Grime, Drill und Rap auf die Insel bringen. Frei nach Hova ist auch Stormzy kein Businessmann, sondern ein Business, Mann!
All der Umtriebigkeit zum trotz wurde es langsam Zeit für ein musikalisches Lebenszeichen. Das lieferte Stormzy in der Nacht zum Freitag mit »Vossi Bop« – und enttäuscht mitnichten: Ein ordentliche Prise Angeberei, ein kleiner Diss an die vom Brexit gebeutelte Regierung und den ehemaligen Londoner Bürgermeister Boris Johnson und ein wenig Understatement, als er kurz auf einem japanischen Hybridauto surft. Die neue Single und das perfekt durchchoreografierte Video machen jedenfalls Hoffnung, dass Stiff Chocolate in absehbarer Zeit Album Nummer zwei liefert – ungeachtet sämtlicher Playlisten, deren Cover er sowieso zieren wird.