Album der Ausgabe: Travis Scott – Astroworld // Review

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(Cactus Jack / Grand Hustle / Epic)

Wertung: Fünf Kronen

Wäre das eine klassische JUICE-Review, würde ich euch auf knapp 3.000 Zei­chen Länge erklären, warum »Astroworld« von Travis Scott unser Album der Ausgabe ist. Ich würde euch erzählen, dass es zwei Cover gibt, die von David LaChapelle geschossen wurden – eins mit frohlockenden Kindern bei Tag, eins mit anrüchigen Burlesque-Tänzerinnen bei Nacht. Beide haben den übergroßen, goldenen Travis-Scott-Kopf gemein, dessen Mund der Eingang zum sagenumwobenen Freizeitpark »Astroworld« bildet, und damit auch in die vertrackte Gedankenwelt von Jacques Webster – ein Selbstfindungs­trip. Dann würde ich euch erzählen, dass der Titel tatsächlich von einem mittlerweile geschlossenen Freizeitpark in Houston, Texas, stammt, den Travis als Kind so gerne besuchte. »Astroworld« – das klingt nach Spaß, Utopie und irgendwie auch nach Unendlichkeit. Vielleicht schafft er es diesmal, unendlich zu werden, einen Klassiker der US-Rap-Geschichte zu schreiben. Was ich euch nämlich dann erzählen würde, wäre, dass Travis Scott, trotz zwei ausgezeichneter Vorgängeralben, in puncto Fame bis dato noch immer hinter der obersten US-Riege um Drake, Kanye, Migos & Co. hinterherhinkt – und dabei hatten wir doch »Goosebumps« und »Pick Up The Phone«. Was ist mit »3500« oder »Antidote«? Hat das etwa alles nichts bedeutet? Wäre das eine klassische Review, würde ich euch erzählen, dass mit Drake, Frank Ocean, The Weeknd, Pharrell, Migos und Rae Sremmurd genau diejenigen Sportsfreunde auf der Feature-Bank von »Astroworld« Platz genommen haben, die mit der Nasenspitze sonst immer ein Stückchen weiter vorne waren als Travis. Ihre Namen in den Credits halten jedenfalls, was sie versprechen. Und trotzdem hätte La Flame die 17 Tracks größtenteils auch im Alleingang gewuppt. Klar, auf Stevie Wonder an der Mundharmo­nika würde wohl kaum jemand verzichten. Und wenn Drake schon mal da ist, um ignorante Bars auf »Sicko Mode« zu droppen – warum nicht?! Aber wo ist eigentlich Kanye? Ich würde euch erzählen, dass Travis die Perfektion in Sachen Autotune ist, dass eure Lieblings-Deutschrapper seit Jahren genauso zu klingen versuchen wie er – mit einem Flow, der eigentlich keiner ist, sich aber so in unsere Gehörgänge gebrannt hat, dass er Konsens wurde. Ich würde euch erzählen, dass die Übergänge auf »Astroworld« so absurd gut sind, dass es bisher der wohl spannendste Ritt der Spielzeit 2K18 ist. Eine Achterbahnfahrt – mit Looping, Schrauben und Kopfüberfahrt, steiler Steigung und freiem Fall, sicherlich nicht nur eine Fahrt auf der Wilden Maus. Letztlich braucht es aber keine 3.000 Zeichen um festzustellen, dass Travis Scott einer der geschmackssichersten und maßgeblichsten Rapkünstler unserer Zeit ist. Denn mit »Astroworld« hat er sich einfach selbst die Krone aufgesetzt – zumindest die des Prinzen. Und dass das längst überfällig war, wusstet ihr, die ihr diesen Text bis zum Ende gelesen habt, ohnehin schon.

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