The Diplomats – Diplomatic Ties // Review

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Wertung: Zwei Kronen(Set Life/EMPIRE)

Endlich. Cam’ron, Juelz Santana, Jim Jones und Freekey Zeekey haben sich wieder aufgerafft. Das ist – auch wenn aus dem ewig angekündigten Album auf den letzten Metern dann doch nur eine 9-Track-EP wurde – eine kleine Sensation. Zumindest für alle, die Mitte der Nullerjahre eine Begeisterung für Beats mit bis kurz vor die Schmerzgrenze gepitchten Soul-Samples, das genau richtige Bisschen hinter die Snare gerotzte Re-Run-Reime und extravagante HipHop-Mode in Konfektionsgrößen jenseits der DIN-Norm aufbrachten – und das waren so einige. Zum Beispiel auch Drake, der via Interviewschnipsel qua Legacy-Legitimationszwecken gleich zu Beginn davon erzählt, wie er sich seinerzeit von Haus- und Hofproduzent Noah »40« Shebib Beats in bester Dipset-Heatmakerz-Tradition gewünscht habe. Wenn Rsonist dann im Intro tatsächlich gechoppte Chipmunk-Choräle aus seiner MPC lässt und die Arroganz im zweiten Song »Dipset Forever« auf Basis des Queen’schen Immortalitätsgedanken aus jeder Zeile tropft, wähnt man sich wieder in der Zeit der geil hingeschissenen CDR-Mixtapes aus Zwozwei. »Sauce Boyz« und das NY-Gipfeltreffen mit The LOX gehen soweit auch noch klar, aber nach dem Totalausfall »No Sleep« dünnt »Diplomatic Ties« dann leider doch arg aus. Mit Veröffentlichungen, auf denen Punchline-Rap aus Harlem ganz selbstverständlich neben Westcoast- und Südstaaten-Zita­ten existierte, galten die Diplomats als Wegbereiter eines neuen, eklektizistischen Standards. Leider ist davon auf »Diplomatic Ties« nicht mehr viel zu hören, stattdessen wird sich an Zeitgeistproduktionen rangeschmissen. Das wäre okay, wenn der Swag, pardon, Drip wenigstens stimmen würde. Aber statt Quotables und Adlibs für Tage zu droppen, arbeitet sich Cam’ron lieber an Kanyes bipolarer Erkrankung ab, während Juelz mehr durch dentalkosmetische Dispute mit seinem Zahnarzt als durch Stakkato-Spittereien von sich reden macht. Freekey Zeekey ist und bleibt Freeky Zeekey, und es scheint, als würde lediglich Jim Jones die Sache noch ansatzweise ernstnehmen. Und wenn wir schon bei umgekehrten Verhältnissen sind: Das bessere Throwback-Release stammt tatsächlich vom erweiterten Ex-Dipset-Kreis – namentlich JR Writer, Hell Rell und 40. Cal –, der mit »The Upstage« zeigt, wie das klingt, wenn man es wirklich meint.

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