Sylabil Spill – Der letzte weiße König // Review

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(Kopfticker Records / Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Bewaffnet mit einem blutüberströmten Schraubenzieher pflügt sich Spill als Hulk durch eine ängstliche Menschenmenge, seine riesige linke Pranke wirft einige leblose Körper achtlos hinter sich. Nie wird ein Bild den Stil des Bonner MCs besser illustrieren als das ­Artwork seiner letzten EP, die auch noch den Titel »Fress.Orgie« trug. Am Mikrofon wird Sylabil Spill zur unbändigen Naturgewalt, die nur einen Modus kennt: Angriff. Daran hat sich zwei Jahre später nichts geändert, wie der Kraftprotz mit der ersten Single »Auf Modus« unmissverständlich klar macht. Lyrisch verteilt Spill also auch auf »Der letzte weiße König« jede Menge Punches, nutzt sein beeindruckendes Lungenvolumen, um auf möglichst viele Arten in möglichst einfachen Worten zu sagen, wie er seine Gegner zerstören wird. Die ausgesparte inhaltliche Varianz macht er dabei durch seinen vielseitigen Flow wett, der vor allem beim schier endlosen Silbengewitter von »Ich kann alles« beeindruckt. Trotzdem zeigt die von Choukri produzierte Single »Auf Modus« auch, was sich auf dem ersten Album für Xatars Kopfticker Records im Vergleich zur »Fress.Orgie«-EP oder dem Vorgänger »Steine und Zwiebeln« verändert hat. Denn statt minimalistisch knisternden Rumpelbeats blasen hier Synthies wie Signalhörner zum Angriff. Diese zeitgemäße Ästhetik zieht sich auch durch die übrigen Instrumentals von »Der letzte weiße König«, von Choukri-Trap bis zu Farhot-produziertem Grime. Zeitgleich mit »Fress.Orgie« veröffentlichte der MC vor zwei Jahren die von Ghanaian Stallion produzierte EP »Okular«, auf der er gesellschaftskritische Töne anschlug. Auf »DLWK« tauchen diese Themen fein dosiert auf, allerdings konzentriert sich Sylabil Spill auf Battlerap. Zum Glück. Denn während dort eine Punchline besser wird, sobald man sie aufs Wesentliche reduziert, führt die ­gleiche Me­thode bei gesamtgesellschaftlichen Beobachtungen schnell zu Allgemein­plätzen. »DLWK« ist deswegen so eindrücklich, weil Sylabil Spill über weite Strecken zum bewährten Werkzeug greift und Nieren perforiert. »Du kamst auf zwei Beinen, gehst auf allen vieren.«

Text: Daniel Welsch

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