$oho & Hugo Nameless – Nase voll, Taschen leer // Review

-

(Recordjet)

Gleich vorweg: Um mit der letzten Clubbekanntschaft einen gemütlichen Sonntagnachmittag auf der Couch zu verbringen, eignet sich diese Platte nicht. Sie ist eher der Soundtrack für den nächsten Männerabend, an dem mehr Alkohol die Kehlen hinabge­schüttet wird, als vernünf­tig wäre. $oho und Hugo Nameless haben nämlich die hedonistische Internationale des deutschen Untergrund-Raps auf »Nase voll, Taschen leer« gepackt, um gemein­sam gnadenlosen Turn-up zu betreiben. Ob 102 Boyz, Fruchtmax oder Legende GPC – die Feature-Gäste haben aus ihrer Vorliebe für legale, illegale oder verschrei­bungspflichtige Substanzen nie einen Hehl gemacht. Einfach »alle unter Narcos«. Auch auf dem Album ist der Name Programm: Neben einer Hymne an das berühmt-berüchtigte Berliner Kokstaxi werden auch sämtliche Upper und Dow­ner abgefeiert, die der Chemieschrank so zu bie­ten hat. Die Nähe zum Dirty South aus Memphis, der dem Sound und der Ästhetik des Tapes unbestreitbar als Vorbild gedient hat, zeigt sich also auch auf der inhaltlichen Ebene. Die Jungs ballern, bis das Hirn gut durchgeröstet ist und außer ekstatischem Zucken nicht mehr viel passiert. Das erklärt zusammen mit dem Vorbildsound auch den krassen Sexismus, der permanent offen zutage tritt. Klar, auch bei Future ist die Frau, die er in seinen Gucci-Flip-Flops liebkost, nur eine objektifizierte Randfi­gur. Die degradierenden Lines bei Hugo & $oho sind jedoch zu plump, um wirklich provozieren zu können, und machen sich dadurch selbst überflüssig. Abgesehen von diesem Kritikpunkt ist das Album aber ein faszinierendes Werk aus einem Guss. Nach dem Motto: »Party to the max, die Regler auf Anschlag und Abfahrt« reißen Hugo Nameless und $oho alles ab.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein