Shacke One – Shackitistan // Review

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(Nordachse / Edel)

Wertung: Viereinhalb Kronen

Oberflächlich betrachtet schreitet Shacke One auf seinem dritten Album über jenes gewohnte Terrain aus Graffiti, Stammkneipe und Verhaltenstipps zur Balz, das auch auf seinen Vorgängern schon dominierte. Wer hätte auch etwas anderes erwartet vom Nordachse-Stakeholder, der sich im Berliner Norden mit knallharten Battleraps gegen wacke Rapper, Szenecafés und »kleine Husolinis« behauptet wie Asterix gegen die Legionäre. Sicherheits­halber stellt Don Shackito auf dem Opener »Ankunft« aber nochmal klar, dass er im Geiste bei Nietzsche und in seiner Nische bleibt. Man könnte ihm jetzt musikalische Eindimensiona­lität vorwerfen, denn immer noch designen die stilsicheren Musikmaschinisten Achim Funk und Klaus Layer sample-basierte Rumpelkistenbeats für Shackes halbstündiges »Cyphermobbing«, die Damu The Fudgemunk mehr schulden als Metro Boomin. Mit Zeitgeist­sperenzchen schlägt sich »Shack Norris« eh nicht rum: »Ihr könnt an der Uhr drehen, doch meine Zeit ist immer.« In »Shackitistan« wird der skurrile Habitus einer prolligen Eckkneipe zum Ver­haltenskodex. Das ist absurd, humoristisch und alles andere als alltagstauglich. So wird etwa die Frage, ob so androzentrische Be­schreibungen der weiblichen Mitbürgerinnen als »Trulla«, »Schnucki« oder »Nutte« problematisch sind, programmatisch auf dem Song »Pillepalle« beantwortet. Wem das zu viel ist, dem empfiehlt Shacke »das neue Prinz-Pi-Album zum Geburtstag«. Das absichtlich vereinfachte Weltbild auf den zehn Songs will nichts umgestalten, nur unterhalten. »Shackitistan« ist so gesehen die Karikatur einer Millieustudie. Denn wenn sich zugezogene Germanistikstudenten mal wieder in der Working-Class-Romantik des hier erwähnten Magendoktor (eine Kiezkneipe in Wedding) verlieren, fallen Shacki und das »Nordachse Militär« aus Ivo, Tiger104er, MC Bomber, GGB und Morlockk Dilemma ein, um in rauer »Cornerschnauze« zu bekräftigen, dass sich die Hurensöhne verfatzen dürfen, wenn es ihnen nicht passt. Dit is Balin, wa?

Text: Fionn Birr

1 Kommentar

  1. Isset nich! Dit heisst nämlich Berlin, jrade bei die Berlinas.

    Weil dit „er“ nur janz janz selten in die Mitte von die Wörta zum „a“ wird, vastehste? Dieset behinderte „Balina,“ dit sagen nur Wessis, kena der hier uffjewachsen is würde dir würklisch in‘ Mund neh’m, dit müssta ma‘ vasteh’n da jrüben. Mann, Mann, Mann, ich könnt‘ Ma schon wieder uffrejen…

    Ach so, Musik, richtig: Shacke is töfte.

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