(Ruck Down / Groove Attack)
Würdevoll altern ist im HipHop ja immer so eine Sache. Spätestens mit dem Ableben eines Rappers werden sich alle einig: Wieder ging ein wichtiger Teil verloren. Dass das im Falle von New Yorks bestgehütetem Geheimnis Sean Price nie zur Debatte stand, sollte so selbstverständlich sein wie die Tatsache, dass abseits von Trap, Cloud und Dancehall immer noch ehrlicher, satter und harter HipHop stattfindet. Dass man sich daran erinnern muss, ist ebenso traurig wie der Umstand, dass der Tod vom Bar-Barian aus Brooklyn schon wieder zwei verdammte Jahre her ist. »Imperius Rex« ist Seans erstes posthumes Release und versammelt neben vier vor dem Tod aufgenommenen Tracks zwölf weitere, unter der Regie von Frau Bernadette arrangierte Stücke. Häufig schwingt bei posthumen Veröffentlichungen ein fauler Wind von schneller Kasse mit. Prices viertes Soloalbum ist weit davon entfernt. Neben Features von Frau und neunjähriger Tochter (!), versammeln sich um die BCC-Bagage ein weiteres Mal die üblichen Verdächtigen, samt Part der verstorbenen Mobb-Deep-Legende Prodigy. Familienfeier statt Leichenschmaus, Timberlands statt Blumenkranz. Das »Don’t say shit to Ruck«-Mantra von einst ist konserviert worden, und so mag man sich ausmalen, wie unwesentlich anders das fertige Projekt zu Lebzeiten geklungen hätte. Zwischen der donnernden Drum-Kick-Ästhetik ist neben druckvoll vorgetragenen Verses von Sean stets Platz für gewohnte Goofiness. So tut er das, was er neben Spitten eben auch beherrschte: HipHop-Journalisten persiflieren. Aber klar, bei all der Authentizität, dem charakteristischen »P!« als Satzende und lyrischen Gunshots, wünscht man sich neben diesen noch unendlich mehr solcher Momente. Gleichzeitig soll ein Vermächtnis aber eben auch in Würde verwaltet werden. Ein Rapper wird nicht besser dadurch, über seinen Kopf hinweg Aufnahmen zu veröffentlichen, die er selbst nie veröffentlicht hat. Statt fehlender Gelegenheit, vielleicht aus gutem Grund. Wenn ein Hüne geht, hat der Rest Pause. P!