Samiyam – Animals Have Feelings // Review

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Samiyam Animals Have Feelings

(Stones Throw/Groove Attack)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Samiyam gehörte schon zur Beat-Avantgarde von L.A., da kannte man das Wort noch gar nicht. Als er 2008 das bassbesessene Hyper­dub-Label verließ, fand er in Flying Lotus’ Nerdzirkel namens Brainfeeder Unterschlupf unter Gleichgesinnten. Schon damals rumpelte und knackte es bei Samiyam an allen Ecken. Die Symmetrie der Beats war längst aufgebrochen in ein anarchisches Wirrwarr aus Rauschen, Knistern und Fiepen. Mittlerweile haben die Pioniere von damals eine Menge Mitstreiter gefunden. Deswegen klingt das neue Samiyam-Album »Animals Have Feelings« auch längst nicht mehr nach so weit draußen, wie das vor fünf Jahren der Fall gewesen wäre. »Ain’t nothing change«, heißt es passend dazu am Anfang. Interessant ist es noch immer, wenn der Sample-Kosmopolit nach neuen Schätzen gräbt und wild das Drumpad bearbeitet. Aus allen Ecken kommen da Einflüsse zusammen: Lässiger Surfrock wird zu noch lässigerem Bummtschack verarbeitet, nur damit kurze Zeit später groovige Gitarren erklingen und ebenso schnell wieder verschwunden sind. Skizzenhaft geht die Reise weiter und endet schon mal unerwartet in asiatischen Gefilden mit süßlichen Flöten; oder Amerikas Nummer-eins-Gourmet-Rapper Action Bronson wird aus den Dunstabzugshaubenwolken beschworen, um von Spaghetti, Steak und Bananensplit zu schwärmen. Earl Sweatshirt dagegen ist nach wie vor angefressen davon, dass man ihn in ein Bootcamp steckte und schimpft mürrisch vor sich hin. Die Stimmung schwankt hier zwischen L.A.-Leichtigkeit und nerdiger Sperrigkeit. Während Mentor Flying Lotus seine Beat-Utopie aber längst weitergesponnen und mit den typischen Strukturen des HipHop-Instrumentals gebrochen hat, scheint Samiyam in einem Entwicklungsstadium stehengeblieben zu sein. Das macht ihn zwar keinesfalls zu einem schlechteren Produzenten, doch »Animals Have Feelings« hebt sich wenig vom Schaffen all der motivierten Jungprodu­zenten auf Bandcamp ab. Was bleibt, ist ein großer bunter Haufen Frickelei für zwischendurch, der nicht so recht überraschen will.

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