(Epic Records / Sony Music)
Wer Rick Ross spätestens seit »Deeper Than Rap« verfolgt, kann sich unschwer ausmalen, womit man auf »Rather You Than Me« zu rechnen hat: Glamouröser Mafioso-Rap aus dem Märchenbuch, der von elegant bis ignorant reicht und stilgerecht in seiner eigenen pompösen Welt voll glänzender Sample-Soul-Arien (Shoutout an Bink!) und überladendem Cocaine-Bombast (durchschnittlich von Beat Billionaire) aufgeht. Dabei gibt es für Rozay auf seinem neunten (!) Album in elf Jahren eigentlich nicht viel Neues zu erzählen. Ein paar obligatorische Hiebe gegen die neue US-Regierung und ein Disstrack gegen Cash-Money-Imperator Birdman sind einige wenige aktuelle Realitätsbezüge, die sich in das Erfolgsnarrativ vom schweren Rap-Millionär einreihen. Was insofern überhaupt nicht schlimm ist, als dass kein anderer Rapper die Kartellboss-Ästhetik so konsequent und unterhaltsam runterspielt wie DJ Khaleds XL-Bruder im Geiste. »Rather You Than Me« skizziert abermals Anekdoten vom unnahbaren Drogenbaron, die von einer der unverkennbarsten Stimmen im Business souverän zum Leben erweckt werden. Das Szenario umspannt pulverweiße Nobelyachten auf dem Mittelmeer, inklusive Reflektionen auf der Belaire™-Champagnerflasche, während Ross in der kugelsicheren Limousine durch einkommensschwache Vororte rollt, als würde er Wahlkampf betreiben. Ob gehüllt in Melodramatik wie auf »Lamborghini Doors« oder mit der Atlanta-Dreifaltigkeit Gucci, Future und Thug die Trap-Keule schwingend, rappt sich Ross wenig überraschend oder gar innovativ, dafür aber konstant einprägsam durch 14 Tracks. »Rather You Than Me« hat das exklusive Flair, das streckenweise an Ross’ Klassiker um 2010 erinnern lässt – nicht zuletzt, weil Chris Rock damals schon im Alleingang ein starkes Album eines anderen Künstlers beinahe ruiniert hätte.
Text: Max Hensch