Gonjasufi – A Sufi And A Killer // Review

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Gonjasufi_A-Sufi-And-A-Killer

 

(Warp/Rough Trade)

Wertung: Vier Kronen

Schon der Albumname deutet es an: Gonjasufi, der Flying Lotus-Fans von seinem Gastauftritt auf dessen “Los Angeles”-Album bekannt sein könnte, vereint auf seinem Debütalbum unüberwindbare Gegensätze wie die islamische Friedens- und Liebeslehre Sufismus und das Berufsbild des Auftragsmörders. Nun sind Leid und Liebe klassische Bausteine, aus denen Menschen seit jeher ­großartige Musik zusammengebaut haben. Gonjasufi zeigt seinem Zuhörer auf seiner Platte, wie nahe diese Widersprüche beieinander liegen können und schöpft genau daraus seine Inspiration. So übersetzt der Sänger aus dem Brainfeeder-Umfeld emotionale Gegensätze direkt in seine Musik und ein fast bluesig-gequältes Lied wandelt sich binnen weniger Takte in verzweifelt brüllende Aggression (“She Gone”). Die Produktionen der Herren Lotus, Mainframe oder Gaslamp Killer changieren zwischen P-Funk (“Candylane”), apokalyptischen Blues- bzw. Rockanleihen (“Ageing”, “Stardustin”, “Kobwebz”), schwer polternden Frickelgeräten (“Ancestors”) und allem, was man im Plattenladen wohl mangels Alternative unter Weltmusik einsortieren würde (“Bharatanatyam”). Mit seiner stimmlichen Präsenz und seiner eigenen Vortragsweise irgendwo zwischen Säuseln (“Sheep”) und Krächzen (“Change”) knüpft der Sufi den roten Faden, der die Platte zusammenhält. Inhaltlich ist er schwer zu fassen, mit seinem Gemisch aus Philosophie, Esoterik, Sozialkritik und Weltschmerz. Mit den inhaltlichen, aber auch musikalischen Extremen fordert Gonjasufi seine Zuhörer stellenweise heraus. Dennoch entwickelt seine Version von Soulmusik, nicht zuletzt dank der hochwertigen Instrumentals, eine ganz eigene Faszination. Als Vergleich lässt sich am ehesten Dudley Perkins heranziehen. Mit dem könnte sich der Mann aus Nevada vermutlich besten unterhalten – über Musik und übers Leben. Polarisierend.

 

Text: Julian Gupta

 

 

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