The Last Electro-Acoustic Space Jazz & Percussion ­Ensemble – Miles Away // Review

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The-Last-Electro-Acoustic-Space-Jazz-and-Percussion-Ensemble_Miles-Away

 

(Stones Throw/Grove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Überfordernd. Wenn man mal ganz ehrlich ist, beschreibt man damit das Schaffen von Madlib am besten. Denn während sich mancher Fan gerade gemütlich zurücklehnt, weil er die “Medicine Show” im Monatsabo hat und jetzt genau zu wissen glaubt, was bei Otis Jackson Jr. gerade so geht, benennt der sich zum x-ten Mal in diesem Jahr um und macht schon wieder ganz etwas anderes. Wenigstens ist das Prinzip hinter der fiktiven Jazzband mit dem zungenbrecherischen Namen altbekannt, denn hinter dem Ensemble, das zum ersten Mal auf “Yesterday’s Universe” von Yesterday’s New Quintet in Erscheinung trat, steckt wieder mal nur Madlib ganz allein. Das bedeutet nicht weniger, als dass er von Moogs und Pianos über Flöten und Sitars bis hin zu Drums und Vibraphon alle möglichen Instrumente selbst einspielt oder zumindest in seinen Sampler lädt und umarrangiert. Dabei huldigt er zumeist Jazz-Heroen der sechziger und siebziger Jahre, aber auch ein ordentlicher Afrobeat-Einfluss lässt sich auf “Miles Away” nicht verleugnen. Man hat den Eindruck, dass es ihm im HipHop-Kosmos mal wieder zu eng wurde, denn Madlibs drittes Album in der Rolle des Ensembles verweigert sich jeder Form von Langeweile. Dabei fordert Madlib seine Hörer heraus, doch stets weisen die HipHop-Drums den Weg durch eine vielfältige Musiklandschaft. Manchmal verspielt, manchmal eigenwillig und zum Improvisieren aufgelegt, aber überwiegend verlässlich stecken sie den Rahmen für klassischen, warmen Jazz-Sound, der sich an den Künstlern orientiert, denen die Stücke gewidmet sind. Das geht von bekannten Größen wie Roy Ayers oder John Coltrane bis zu obskuren Geheimtipps wie Horace Tapscott oder Dwight Trible. Man verliert sich gerne im vielschichtigen Sound der Platte, man folgt Harmonien und Instrumenten, die ineinander verschwimmen, man irrt fast orientierungslos umher – aber es fühlt sich trotzdem immer gut an.

 

Text: Julian Gupta

 

 

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