Souls Of Mischief – There Is Only Now // Review

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soulsmischief_cover(Linear Labs/Groove Attack)

Wertung: Vier Kronen

Kann man Karriereselbstmord begehen, bevor man überhaupt eine Karriere hat? Souls Of Mischief haben es zumindest versucht. Ihr Debütalbum »93 ’til Infinity« war vor 21 Jahren ein kommerzieller Achtungserfolg und früher Meilenstein des Backpack-Rap. Die Platte der vier MCs aus Oakland wurde so oft mit De La Souls »3 Feet High And Rising« verglichen, dass Souls Of Mischief offenbar glaubten, als nächstes ihr »De La Soul Is Dead« machen zu müssen. »No Man’s Land« war 1995 düsterer und abstrakter als sein Vorgänger. Es floppte gewaltig. Souls Of Mischief verloren ihren Major-Label-Vertrag und erreichten anschließend nie wieder die Charts. Als Teil der Hieroglyphics um Del Tha Funkee Homosapiens lieferten sie trotzdem weiter wertvolle Beiträge zum jazzigen Schnelldenker-Rap der Westküste – und auch »There Is Only Now« funktioniert am besten, wenn man es als Liebhaberprojekt begreift. Das sechste Mischief-Album wurde von Adrian Younge produziert, der letztes Jahr mit Ghostface Killah den Rapgame-Spaghetti-Western »Twelve Reasons To Die« veröffentlicht hat. Dementsprechend spektakulär klingt die Platte: In 19 kurzen Tracks bringt sie Blaxploitation-Soundtracks und Spürnasen-Soul, aber auch den psychedelischen Rock von The Doors zusammen. Seinen Titel führt »There Is Only Now« damit scheinbar ad absurdum. Alles hier ist so organisch wie trendresistent. Features kommen von Busta Rhymes und Snoop Dogg. Selbst die (selbstverständlich zusammenhängende) Gangstergeschichte des Albums spielt im Jahr 1994. Souls Of Mischief erzählen sie etwas altbacken als Radiosendung (Host: Ali Shaheed Muhammad), vollbringen aber das Kunststück, ihren 20 Jahre alten Erinnerungen an einen beinahe fatalen Shootout und seine Spätfolgen erstaunliche Detailfülle und Gegenwärtigkeit einzuimpfen. So erklärt sich auch der Albumtitel: Younge und seine neuen Lieblingspartner betreiben Vergangenheitsbewältigung mit dem Mindset eines Regisseurs, der nur noch von Frame zu Frame denkt, weil er seine Karriere schon einmal in den Sand gesetzt hat.

Tet: Daniel Gerhardt

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