(Tontraeger/Hoanzl)
Wer den Albumtitel auf Anhieb versteht, hat den Schlüssel schon im Schloss. Denn der Zugang zur Kunst des Linzers, Wahl-Wieners und Rap-Veteranen Kayo passiert – wie das im Rap so üblich ist – zu 50 Prozent über die Sprache. Und die ist in seinem Fall eben nicht Hochdeutsch, sondern österreichische Mundart. Sofern das für einen kein undechiffrierbares Kauderwelsch darstellt, wird man feststellen, dass Kayo mit seiner Sprache sehr gut umgehen kann. Kein Wunder, ist er doch schon eine halbe Ewigkeit dabei, und so paaren sich auf seinem ersten richtigen Soloalbum routinierter Flow und Sprachgewandtheit mit einer abgeklärten, erwachsenen Sicht auf die Dinge – eine Herangehensweise, die einem schon mal grundsätzliche Peinlichkeiten effektheischender Natur erspart. Dazu passt auch das Soundbild der 14 Tracks, für das u.a. Fid Mella, Brenk, Mainloop und Flip ihre Crates durchsucht haben. Experten dürften die Genannten schnell als zertifizierte Nuggetlieferanten identifizieren. »Rap is erwoxn« heißt ein Song passenderweise, und auch wenn Kayo sich hier natürlich auch darüber beklagt, welche Auswirkungen aufgesetzter und technisch beschränkter Gangsta-Rap auf die Außenwirkung von HipHop an sich hat (Stichwort »fremdgenieren«), so geht das vor allem als positives Statement durch: Rap kann nämlich erwachsen sein – wenn man ihn mit so viel Skills und abgeklärter Attitude präsentiert wie Kayo. Miesepeter und holzköpfige Jungspunde werden angesichts solcher Ansagen und der musikalischen Ausrichtung irgendwas von »hängengeblieben« in den Haterbart nuscheln und mit »I woa a amoi jung« auch genau die Art von Retrospektive finden, mit der man wohl erst etwas anfangen kann, wenn man ähnliche nostalgische Erinnerungen abrufen kann. Aber um möglichst allen zu gefallen, ist Kayo ohnehin nicht angetreten. Er verfolgt eine eigene, schon durch die Sprache nur einem begrenzten Publikum zugängliche Herangehensweise an Rap, die eine aufgeschlossene und nicht auf Schockmoment oder Holzhammerhumor spechtende Haltung beim Hörer voraussetzt. Dann aber wird einem »Des sogt eigentlich ois« mit Sicherheit zusagen. Und wegen der Sprachbarriere: Ois hoib so wüd.
Text: Marc Leopoldseder