Kate Tempest – Everybody Down // Review

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KateTempest_sq(Big Dada/Ninja Tune/Rough Trade)

Wertung: Fünf Kronen

Kate Tempest wurde nicht als Rapperin geboren. Die 27-Jährige aus dem Londoner Süden hat bereits Karrieren als Dichterin, Dramatikerin, Romanautorin und Sängerin hinter sich. Ihr Debütalbum »Everybody Down« zeigt nun aber, dass Kate Tempest zur Rapperin geworden ist: Ihr Sinn für Storytelling, ihre Wortgewandtheit und ihr Spiel mit verschiedenen Stimmen übersetzen sich reibungslos in die zwölf Tracks der Platte. Tempest erscheint also mit gemachten Hausaufgaben auf der Bildfläche. Ohne Zweifel hat sie The Streets und dessen minutiöse Alltagsprotokolle gehört. Sicherlich haben auch die Songwriterin Kate Nash und ihr Blickwinkel auf die Chancen und Probleme junger englischer Frauen Spuren in Tempests Tracks hinterlassen. Während Nash aber mit großer Klappe und klugen Wortsielen vor allem an eine Rapperin erinnert, ist Tempest Rapperin durch und durch. Allein in »Lonely Daze«, der Geschichte einer Uni-Absolventin, die als Primark-Praktikantin ins Berufsleben einsteigt, treffen so viele Stimmungen, Stimmlagen und Erzählstränge aufeinander, dass man auch eine Shakespeare-Aufführung mit ihnen füllen könnte. Andere Stücke auf »Everybody Down« sind straighter, nie jedoch begeht Tempest den Fehler, eines ihrer ohnehin meist miteinander verknüpften Themen auf die leichte Schulter zu nehmen. Ein vollkommen unsentimentales Mitgefühl hält alle Stücke des Albums zusammen, egal ob es um die eher abstrakte Frustration eines Charakters oder einen filmisch beschriebenen Einbruchsversuch geht. Außerdem gelingt Tempest immer wieder das Kunststück, sich mit den Refrains ihrer Tracks von spezifischen Beobachtungen zu allgemeineren Schlussfolgerungen zu bewegen – man muss keine junge Londoner Frau mit guter Ausbildung und schlechten Zukunftsperspektiven sein, um sich in »Everybody Down« hineinfühlen zu können. Produzent Dan Carey, bisher vor allem bekannt für britischen Indie-Rock, tut sein Übriges: Er stattet eines der besten Rap-Alben des bisherigen Jahres mit düster-dröhnenden Elektro-Beats aus, in denen die Wut und Entschlossenheit von Kate Tempest jederzeit wiederzuerkennen sind.

Text: Daniel Gerhardt

1 Kommentar

  1. Hat der Autor das Album überhaupt angehört?

    “ ‚Oh and I can see here that you have a degree‘
    ‚Yes,‘ says Pete, ‚in International Relations.‘
    ‚Great
    Let’s see if Primark has space for a placement‘ “

    Also, nicht Becky (die Studentin, die als Kellnerin und MassEUSE arbeitet), sondern Pete bekommt ein Jobangebot von Primark.
    Dann ist da noch Petes älterer Bruder, Harry der mit Koks dealt um sich einen Traum zu erfüllen und Gangsta Stuff und so.

    Marshall Law könnte eine Anspielung auf Ali G sein. „Head to toe in yellow velour“…

    Nächstes mal bitte mehr Recherche, wenn der Inhalt eines Albums mehr zu bieten hat als Kanye Wests Lebenswerk.

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