Blokkmonsta & Schwartz – 2060: Zeugen der Apokalypse // Review

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Blokkmonsta_Schwartz_2060
(Hirntot/Distributionz)

Wertung: Vier Kronen
Wenn im Rap-Kontext von einem Konzeptalbum die Rede ist, sollte man vorsichtig sein: In den meisten Fällen lügen sich die Verantwortlichen für solche Dinger vor allem deshalb einen roten Albumfaden zusammen, damit sie im Interview was vermeintlich Interessantes zu erzählen haben – und am Ende sitzt man vor der Musik und fragt sich, wo sich das verdammte Konzept denn nun zwischen all dem Rap-Rap versteckt hat. Im Falle von Blokk­monsta und seinem Hirntot-Kollegen Schwartz muss man sich solche Gedanken ausdrücklich nicht machen: Im Grunde genommen machen die beiden nämlich ausschließlich Konzeptalben. Gut, anno dazumal beschränkte sich der blutrote Faden gerne mal auf Foltermorde und Artverwandtes, aber spätestens seit »2050« und allerspätestens »Roboblokk« sollte man wissen, dass im Hause Hirntot nicht primär deswegen Musik gemacht wird, um Jugendschützern und Synästhetikern das Kraut auszuschütten. Im Gegenteil, vielmehr verhält es sich so, dass die künstlerische Vision von Hirntot dummerweise oft mit dem kollidierte, was andere für die Grenzen des guten Geschmacks halten. Im Falle von »2060« steht so etwas jedoch nicht zu befürchten: Als Sequel zum akustischen Endzeitstreifen »2050« konzipiert, entwirft »2060« ein postapokalyptisches Szenario cineastischen Ausmaßes, in dem nach einem Atomkrieg nur noch ein paar versprengte Menschen auf dem verwüsteten Planeten umherstreifen, ständig Gefahr laufend, von Mutanten, Untoten und Robotern verspeist, verstümmelt oder gemeuchelt zu werden. Klar, dass Blokkmonsta und Schwartz deswegen permanent damit beschäftigt sind, um sich zu schießen und irgendwelche Kreaturen möglichst effektvoll um die Ecke zu bringen. Und auch klar, dass dann detailreich erklärt werden muss, wie das mit dem Kannibalismus in der postmoralischen Endzeit genau funktioniert. Und natürlich muss auch mal ein Untoter zu medizinischen Zwecken gefoltert werden – aber genau wegen diesen Schockeffekten zieht man sich solche Filme ja auch rein. Ja, ich hab grad »Film« gesagt. Denn »2060« ist tatsächlich ein Film im Albumformat, mit Handlung, Spannungsbogen und Actionszenen. Nur im Fernsehen wird er wohl nicht laufen, dafür ist er zu hart.

Marc Leopoldseder

 

 

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