Re-Issue der Ausgabe: Gang Starr – Step In The Arena // Review

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(Virgin Records)

Es war ein seltsames Stück Rap-Musik, das ATCQ 1990 mit »People’s Instinctive Travels (…)« veröffentlichten, ganz anders als die »Funky Drummer«-sampelnde 80s-Blaupause. Diese chillige Atmosphäre, die zurückgenommene und gleichzeitig kraftvolle Stimmung war ungewohnt für mich. Ein paar Monate nach ATCQ tauchte bei YO! MTV Raps das Video zu »Jazz Thing« von Gang Starr auf: »The 90’s will be the decade of a jazz thing«. Ich hielt das für einen dahingesagten Satz, ohne zu ahnen wie Propheten-gleich das war. Acid Jazz und Jamiroquai würden uns noch begegnen, aber auch die Braunschweiger Jazzkantine war nicht mehr weit. Doch das ist eine andere skurril-schmerzhafte Geschichte. Wenn man es vergleichen will, dann ist Rap in den Achtzigern mit seinen schnellen Funk-Beats astreine Turn-Up-Musik, während der Rap in den Neunzigern für loungende Lyricists und Kopfnicker gemacht war. Das Jazz-Sample war hierfür das Fundament. Im Gegensatz zu ATCQ waren die Loops bei Gang Starr aber kürzer und minimalistischer, was sie härter und bedrohlicher wirken ließ. Etwa »Who’s Gonna Take The Weight?«, das Jazz-Samples mit einer aggressiven Wand aus Public-Enemy-Sirenen kombinierte. Nur statt Sirenen ätzen sich Saxophone ins Ohr. Es war die konsequente Weiterentwicklung des Bomb-Squad-Sounds. Die Basslines, die Cuts und Gurus Flow krochen in so einer furchteinflößenden Art aus den Boxen, ich hatte noch nie etwas Cooleres gehört. Jazz war für mich bisher die dudelige Musik alter Heroin-spritzender Männer im Anzug gewesen, aber DJ Premiers Beats aus Samples dieser Men in Black traten so gehörig in den Arsch, dass sie sogar seinen genialen MC überstrahlten. Zudem war Premier der Erste, bei dem ich das Gefühl hatte, ein Turntable ist ein Instrument. Natürlich verstehe ich, dass für sehr viele »Moment Of Truth« das beste Gang-Starr-Album ist. Aber die meisten Fans, die das behaupten, kamen erst Mitte der 90er mit Gang Starr in Berührung. »Step In The Arena« war für sie »ein alter Schinken«. Sie waren kein Zeuge des Paradigmenwechsels, den dieses Album beeinflusst hat.

Text: Falk Schacht

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