Rae Sremmurd – SR3MM // Review

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(Eardrummers / Interscope)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Es ist ja nicht so, als gäbe es im US-Rap gerade keine Namen, in deren Kontext man gerne von einem Dreifachalbum hören würde. Doch Rae Sremmurd gehören nicht dazu. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Alben von Migos und den Flatbush Zombies, die beide unter ihrer Länge leiden, scheinen hundert Minuten Musik der Brown-Brüder zum Scheitern verurteilt. Und doch ist »Sr3mm« nun Realität. Immerhin: Die Platte ist fein säuberlich getrennt, drei Mal neun Songs, jede Sektion erfüllt einen klaren Zweck. Der hat zum Glück nichts mit Ambitionen Richtung Epos zu tun, sondern möchte jedem Mitglied (neben einem Drittel gemeinsamer Musik) Raum für ein verkapptes Soloalbum geben: »Swaecation« und »Jxmmtro«. Möchte man einen Wettbewerb aus diesen beiden Teilen machen, zieht Swae Lee zwingend den Kürzeren: Seine lockeren Melodien, die ihn inoffiziell zum wichtigeren Bruder machten, ufern ohne Gegenspieler aus, hinzu kommen Beats, die sich müde an me­lancholischem R’n’B und Dancehall abarbeiten und klanglich oft nicht über Presets hinauskommen. Ganz lossagen kann sich auch Slim Jxmmi nicht von diesem Schicksal, doch wer dachte, dieser sei ohne die Hooks seines Bru­ders verloren, liegt falsch. »Jxmmtro« hält das Versprechen seiner Leadsingle »Brxkns Truck«, bleibt näher am zunehmend paranoiden Sound des Duos, hat ein erschreckend schlüssiges Zoë-Kravitz-Feature dabei und unterhält mit einem Pharrell, der auf dem wunderbar nebligen »Chanel« überfordert vor der Gegenwart kapituliert. Vor allem funktioniert der Track jedoch, weil sich hier beide Brüder über einem Mike-Will-Made-It-Beat treffen und damit an das erste Drittel von »Sr3mm« ­anknüpfen. Dort wird das alte SremmLife zelebriert, doch das düstere Ende des Turn-up ist noch absehbarer als zuletzt. Beats laufen rückwärts oder bleiben vollends stehen, während Jxmmi und Swae darüber zu schweben scheinen. Was danach kommt, leidet an seinen qualitativen Lücken, fasziniert aber als gnadenlose Erkun­dung neuer Möglichkeiten.

Text: Sebastian Behrlich

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