Post Malone – Stoney // Review

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(Republic Records / Universal Music)

Wertung: Zweieinhalb Kronen
Mit seinem Viral-Hit »White Iverson« wollte man Post Malone 2015 als Pop-Märchenfigur in der Zwischenablage der Musikgeschichte ablegen: ein schüchterner Texaner, der den richtigen Beat mit der richtigen Hook zur richtigen Zeit gepostet hatte und damit als personifizierte Konsequenz aller bleichgesichtigen Internet-Kids durchging, die zu bürgerlich für Ghetto-, aber zu cool für Studenten-Rap sind. Kurz: ein klassisches One-Hit-Wonder. Allerdings folgte nach dem Majordeal ein Kanye-Cosign, das zwar eher durchschnitt­liche Mixtape »August 26th« und aber eine Tour mit Justin Bieber – eine Route also, die in alter Industrielogik im Debüt »Stoney« den Goldtopf am Regenbogenende ausschütten soll. Und ja, das hellhäutige Landei bedient sich auf den 14 Tracks abermals schonungslos den Insignien einer schwarzen HipHop-Kultur aus Braids und Grills, träumerischen Country-Beats und Durchhaltephrasen aus dem Vorwort vom American Dream – so weit, so vorhersehbar. Leider verliert sich Malone auf »Stoney« aber zu oft in groß- und vor allem oberflächlicher Route-66-Romantik. Auf der optimistischen Made-Man-Ode »Congratulations« etwa besingt der Flaumbartträger: »I be itching like an addict/I’m surrounded, twenty bad bitches«. Posts windschiefer Auto-Tune-Sing-Sang, die tief-kapitalistischen Aufzählerreime und die trotzdem charmante Eingängigkeit klingen auf Langspielformat doch mehr wie eine jugendliche Weltschmerzsehnsucht als nach echten Problemen – womit er manchmal fast als Rap-Pendant von Lana Del Rey ­durchgeht. »I feel a change in the air tonight/I saw myself in a different light«, bekräftigt sich der affektierte Junkie-Gestus auf »Hit This Hard«. Humor sucht man vergebens. Was der Twenty-Something auf seinem romantischen Cowboy-Trap zusammenschnoddert, lebt zwar vom kindlichen Charme, das zerbrochene Whiskey-Glas aus dem gleichnamigen Opener wurde am Ende aber nur in der Tracklist abgestellt, weil Post »zehn Jahre Kleinstadtleben« Malone nicht gerade arm und verloren ist, den Gedanken daran aber irgendwie sexy findet. Pfui Deibel.

Text: Fionn Birr

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