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Als im Sommer 2011 der unbewaffnete Mark Duggan bei einer Polizeikontrolle erschossen wurde, war Tottenham der Anfang eines Flächenbrandes. Über mehrere Tage wüteten im Anschluss Ausschreitungen in den heruntergekommenen Vierteln vieler englischen Metropolen. Die hässliche Fratze des Kapitalismus zeigte sich im sonst so höflichen Inselstaat mit ungewohnter Vehemenz. Doch Tottenham steht nicht nur für blinde Wut, Aggression und Ohnmacht. Der Bezirk im Londoner Norden ist auch die Brutstätte des wohl kreativsten Umgangs mit den prekären Zuständen: Anfang der nuller Jahre entstand hier aus Garage und 2Step das heute wichtigste Subgenre des UK-HipHop: Grime. Mehr über die Anfänge des schmutzigen Rap in der Heimat der Spurs liefern die Kollegen von Noisey in ihrer neuen Dokumentation. Neben Skepta zeigen auch Wretch 32, Avelino und Skeppy-Schwester und Beats-1-Moderatorin Julie Adenuga die Ursprünge ihrer Karriere. Vom Studio im Jugendzentrum über den Piraten-Sender »Heat FM« bis in die Charts – wichtig bleibt allen Beteiligten in erster Linie, den besonderen Zusammenhalt der Tottehamer Community hervorzuheben. Ganz die Arbeiterklasse-Kinder, sind sich die heutigen Idole auch nicht zu schade, bei Workshops ihr Wissen an die Jugend weiter zu geben. HipHop von Trainingsanzugträgern ist doch immer noch am sympathischsten.