Olson – Oh Wow // Review

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(Universal Music)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Machte sich Olson vor acht Jahren als Punchlines kickender Straßenrapper mit ausgeprägtem Hang zum Pathos einen Namen, verkörpert er anno 2018 den vielleicht bewusstesten Raop-Entwurf des Landes. Der Düsseldorfer will Pop und Dramen und auf große Fragen riesig antworten – eine Entwicklung, die er oft genug erklären musste, auch auf seinem LP-Debüt »Ballonherz«, auf dem er sich in seinem kleinen Hollywood auf die musikalische und menschliche Suche nach sich selbst begab; eine Entwicklung jedoch, die auf »Oh Wow« vorerst abgeschlossen zu sein scheint. Features finden sich nicht darauf, Fremdproduktionen auch nicht. Olson saß für die 16 Songs komplett selbst hinter den Reglern und schuf sich dabei eine Klangwelt, die nun noch variabler und eingängiger wirkt. Dabei bedient er sich bis kurz vor der Sättigung am brandheißen Einheitsbrei, schafft dank der abgeschmeckten Dosierung an Eigenzutaten aber trotzdem eine Eigen­kreation. Im Idealfall entsteht dabei ein Song wie »High« – ein blankpolierter Hit, der bleibt. Den Worst Case bekommt man dagegen auf dem schlager’esken »Lieber mit dir« zu schlucken. So entwickelt sich ein Album, auf dem Olson ly­risch zum Teil brilliert, stilsicher und nahbar von Depressionen und Krisenbewältigung erzählt, nur um parallel im klebrigen Kitsch zu baden und schlichtweg flach zu wirken. Dabei überwiegen die doch wirklich starken Ausrufezeichen wie der Titelsong, »Safe« oder »Phasen«, sodass man das Gefühl nicht loswird, »Oh Wow« sei zeitweise eigentlich gar nicht so weit weg von einem Top-Fünf-Anwärter auf den Langspieler des Jahres, nur um diesen Gedanken beim nächsten Song peinlich berührt gleich wieder zu verwerfen – bevor man ihn nur wenige Minuten später wieder überzeugt aufnehmen kann. Aber das bringt die Konsequenz mit sich, mit der Olson seine Vision von einem individuell radiotauglichen Album umsetzt. So muss man diese Platte nicht mögen, um anerkennen zu können, dass sie rein vom songwriterischen Ansatz her spannender ist als eine ganze Menge der Relea­ses, die zeitgleich mit ihr erscheinen.

Text: Louis Richter

1 Kommentar

  1. Für mich eines der besten Alben des Jahres. Während der Playlist-Albenflut sehr angenehm, wieder ein klassiches, homogenes Album zu hören. Keine Filler. Ausser vielleicht „Familie“. Hervorragend produzierte minimalistische, Pop-Platte. Sehr erfrischend.

    5/6

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