Nicki Minaj – Pink Friday

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Simple Minds. Buggles. Perücken. Trance. Jennifer-Rush-Gedächtnisposen. Worüber man plötzlich alles diskutieren muss… wobei, wer diskutiert hier eigentlich? Nicki mit Sicherheit schon mal nicht: „You wanna sleep on me, overnight? / I’m the motherfuckin’ boss, override!“ Dass sich diese Kim da noch traut. Dass sich überhaupt noch jemand traut, nachdem zuletzt ja die Besten der Besten auf ihren eigenen Tracks gemeuchelt wurden, von Lil Wayne bis Kanye West. „Roman’s Revenge“ mit Eminem ist die jüngste dieser Königskollabos, und was die Minaj da so auspackt, hievt das dralle Damenwunder in Fragen der Thronfolge direkt auf eine Stufe mit dem smarten Schürzenjäger Drake und dem geheimnisvollen Ghettodruiden Jay Electronica. Ansage um Ansage rotzt sie verächtlich auf das jeder Beschreibung spottende Swizzy-Brett, die Stimme bebend vor Arroganz. Und wenn die Torte spricht, hat bekanntlich auch der Kuchen Pause. Schließlich ist Nicki gekommen, um sich ein großes Stück davon abzuschneiden und es allenfalls mit ihrem Busenkumpel Drake zu teilen, mit dem sie auf „Moment 4 Life“ einmal mehr das gute Leben zelebriert. Dazu gibt es noch: einen okayen Bangladesh („Did It On Em“). Ein nettes Zwiegespräch zwischen der alten Nicki aus Jamaica, Queens und der neuen Nicki aus Harajuku, Fantasialand („Dear Old Nicki“). Und eine fast schon rührend unbeholfene Suggestion weiblichen Selbstbewusstseins, irgendwo zwischen der frühen Alanis Morissette und dem Beatgeschmack des späten Marshall Mathers („Here I Am“). Der Rest ist, mit Verlaub, unerträglicher Käse. Gaga-Gesang aus der Grabbelkiste. Fade Stangenware aus den Schreib- und Samplestätten der Ruhmverwertungsindustrie. R&B nicht von der Straße, sondern von der Straßenmitte. Wie so viele MCs vor ihr, scheitert also auch Nicki Minaj an dem Versuch, ihre Mixtape-Meriten in ein „richtiges“ Album zu übersetzen – und irgendwie ist das ganz und gar egal. Denn für „Roman’s Revenge“ und „Moment 4 Life“ würde ich jederzeit meine gesamte Sammlung ungetaggter Jae Millz-Verses eintauschen, und vielleicht sogar mein handsigniertes Exemplar des ersten Lil-Kim-Albums. Okay, vielleicht. Für den Moment aber bin ich Fan.

Universal

Davide Bortot

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