Kanye West & Jay-Z Review #2

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Da wir »Watch The Throne« in unserer neuen Ausgabe #138 aufgrund schlechten Timings noch nicht berücksichtigen konnten, unterziehen wir die 16 Tracks der »Deluxe Edition« einer täglichen Track-by-Track-Rezension. Wir verzichten dabei bewusst auf die Nennung inoffizieller Links zu den jeweiligen Songs. »Watch The Throne« ist bei iTunes ganz einfach zu erstehen oder eben in den Weiten des Internets anderweitig zu finden. Hier die Review des zweiten Tracks »Lift Off« mit Beyoncé.

 

 

Natürlich Fanfaren. Das eine Naheliegende hat Kanye West dann doch nicht sein lassen können. Wie hätte er ein Album mit dem großen Bruder aufnehmen können, das er wahlweise als »Castle Music« oder »Luxury Rap« beschreibt, und keine Fanfaren erklingen lassen? Eben. Deswegen: Fanfaren. Nachdem »No Church In The Wild« mit Frank Ocean und höchster Zitat-Kunst bereits die Stimmung mit vornehmer Zurückhaltung vorbereitete, lüftet »Lift Off« mit Bläsern und Beyoncé königlich überladen den brokatenen Givenchy-Vorhang für die »Watch The Throne«-Show.

 

Aber wo fängt man an bei einem Song, der sechs Personen als Produzenten in den Credits listet? Vielleicht bei den Fakten: Kanye West hat den Beat gemeinsam mit dem Pop-Multiinstrumentalisten Jeff Bhasker und der Dirty South-Institution Mike Dean produziert. Ein wenig an den Drums herumgeschraubt haben auch Q-Tip, Kanyes neues G.O.O.D. Music-Signing Don Jazzy und Polow da Don-Zögling Hit-Boy sowie die Dancefloor-Spinner von LMFAO. Neben Beyoncé singen außerdem noch (irgendwo) Mr. Hudson, die Nigerianer Don Jazzy, Bankulli und Ricardo Louis sowie Heidi Klum-Macker Seal. Die klassische Viele-Köche-verderben-den-Brei-Nummer. Eigentlich. Aber wir wissen seit »All Of The Lights«, dass beim richtigen Drum Programming sogar die Mischung aus Elton John-Adlibs und Fergie 16er schonmal weltbewegend sein kann.

 

Beyoncés geträllerte Weltraumübernahmepläne sind in dem Zusammenhang natürlich nur konsequent: »We gonna take it to the moon, take it to the stars/ How many people you know can take it this far?« Wie viele Leute wir kennen, die es so weit bringen können? Is jetzt ne rhetorische Frage, Frau Carter, oder? Die Schönste im Pop und der Beste im Rap zusammen auf einem Song von einem, der irgendwo dazwischen seinen ganz eigenen Thron geschustert hat – das ist schon eine recht große Nummer. Beyoncé: »I’m supercharged, we about to take this whole thing to Mars.« Mond oder Mars – Hauptsache Italien! Beziehungsweise Hauptsache ganz weit weg von allem Weltlichen.

 

In den Gefilden kennt sich Kanye West ja sowieso aus. Das Cover vom französischen Designer, die Schuhe vom italienischen. Dann lässt man den Mantel runter und zeigt seine Tattoos. »Showing my tattoos, I’m such a show off. […] You know me by now.« Ja, Yeezy, wir kennen dich mittlerweile. Und lieben tun wir dich sowieso. Jigga sowieso. Der hat zwar Auto-Tune getötet, aber lässt Kanye trotzdem machen. »Watch The Throne« ist sowieso eigentlich Kanyes Album, auf dem Jay-Z halt auch öfter mal rappt. Auf »Lift Off« eben nur auf lumpigen sechs Bars: »Rappers hear ‚Watch the Throne‘, they gonna be pissed off. Earth is boring to ‚em, shit is making my dick soft.« Mittlerweile lädt Jigga sogar zum Schwanzvergleich ganz ohne Ständer.

 

Heißt HipHop zu lieben, wirklich nur den Underdog zu lieben? Oder vielleicht doch auch ein bisschen den Mainstream? HipHop mit Fanfaren, Beyoncé-Hook, LMFAO-Drums, genölten Stimmenmodulationssoftware-Zwischenrefrains, »Sky is the limit«-Attitüde und sonstigem völlig verschwenderischen Einsatz von Ressourcen? Das Hashtag #WTT unterscheidet sich halt eben doch nur in einem kleinen Strich vom Hashtag #WTF. Go figure!

 

On to the next one.

 

Text: Alex Engelen

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