Nepumuk – Genozid in A-Moll // Review

-

Nepomuk Genozid in A-Moll

(Sichtexot)

Wertung: Vier Kronen

Dass euch keiner liebt, steht ja spätestens fest, seit ihr an Weihnachten allein in eurem WG-Zimmer saßt und bei dem kläglichen Versuch, euch jetzt wenigstens so richtig abzuschießen, feststellen musstet, dass ihr beim Rewe statt 2,5er Lemon doch nur elf Dosen Uludag gekauft habt. Kein Wunder, bei dem Tränenschleier. Och nö, bitte nicht alles vollrotzen jetzt, poliert lieber euren Rucksack und freut euch, denn dieses Jahr ist der Funk an eurer Seite: Aus dem Hause Sichtexot gibt es eine neue Scheibe, und auch wenn der Nepumuk nicht mit euch schlafen will, so hat zumindest die ein Loch. Als Hälfte von Luk&Fil teilte Knowsum bereits auf deren letzter Platte »Nepuman« seine Persönlichkeit. Solo gab’s dann noch ein kurzes Vorspiel mit der »Vorhaut«-EP, und jetzt endlich den vorläufigen Höhepunkt. Wie zu erwarten liefert Nepumuk keine Mucke für den Kofferraum des CL, sondern eher was für die Endlosrotation in der Ringbahn. Entspannt puristische Jazzloops aus vorwiegend eigener Produktion treffen auf ein Labyrinth wild ineinandergreifender Assoziationsketten. Unser Protagonist selbst bleibt hinter der schieren Verweisdichte seiner Zeilen oft nur skizzenhaft erkennbar. Das ist zwar durchaus Absicht, am interessantesten sind aber die Momente, wenn er aus dem Untergrundkontext heraustritt und melancholische Selbstreflexion betreibt. Die lyrische Vernichtung profitgeiler Rapklone steht meist im Vordergrund, wirkt aber gerade in Zusammenarbeit mit Featuregästen wie Negroman, Tufu und Eloquent wesentlich konzentrierter. A-Moll und Amok eben – auf dem Standout-Track »Arschloch« muss dann sogar der eigene Applaus dran glauben. Das ist zwar ein bisschen viel meta, fügt sich aber nahtlos in das Anti-Konzept dieses Albums: Deutscher Rap ist Schmutz, und sich groß anzustrengen lohnt sich nicht. Am Ende muss man bloß wieder den Arsch hinhalten, und plötzlich steht ihr hinter einem mit eurer Prinzenrolle, auf der Suche nach Liebe. Für die ganz Einsamen unter euch hat der Nepumuk deshalb seine eigene Handynummer auf dem Album versteckt, bei der er manchmal auch selber rangeht.

Text: Gediminas Schüppenhauer

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein