NAV – Bad Habits // Review

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(XO Records / LLC / Republic Records)

Wertung: Zweieinhalb Kronen

Wer ist eigentlich NAV? Zwei Alben und fünf Mixtapes nach seinem Durchbruch-Feature auf Travis Scotts »Birds« ist diese Frage genauso unbeantwortet wie die Frage, warum man sich überhaupt NAVs Musik anhören sollte. Der Output des schläfrigen Weeknd-Protegés ist eine auf jeder Ebene generische, lieblose Fließbandarbeit und eine ziemlich akkurate Repräsentation dessen, wie die durchschnitt­lichste Kombination aller Klischees des autogetunten Säusel-Trap mit Klavierbegleitung klingen würde. »Bad Habits«, das ist in der Essenz nasal gequakter Catchphrase-Rap im Triplet-Flow mit unoriginellen Adlibs über dasselbe Drumpattern, über dieselben drei Themen in 16 Songs – und schnell wieder vergessen. Das soll nicht heißen, dass man sich das Album nicht anhören könnte. Im Gegenteil: Was NAV hier geschaffen hat, ist vielleicht das belangloseste und am wenigsten fordernde Trapalbum des Jahres. So etwas wie die Ambient-Version von Young Thug oder Youngboy NBA; die ideale Hintergrundmusik zum Eimer-Shisha rauchen, die sich auch zum Einschlafen nach ner ordentlichen Ladung MediNait (shoutout) eignet. Lyrisch schwelgt NAV mal wieder in wehleidiger Selbstbeweihräucherung, tischt uns hier und da Sexeskapaden und sonstige Flex- und Flaxereien auf. Das einzige Mal, wo es gleich­zeitig musikalisch und inhaltlich interessant wird, ist auf »Tussin«. Young Thug übernimmt die künstlerische Feder und gibt zu, etwas unverblümter als Drake seinerzeit, Sex mit seiner Tante gehabt haben zu wollen. Auch NAV lässt sich hier zum einzigen Mal zu einem Anflug künst­lerischer Kreativität kitzeln – immerhin. Es gibt letztendlich wenige Gründe, sich »Bad Habits« auf ganzer Länge anzuhören. Das liegt zum Beispiel daran, dass der Löwenanteil der Songs zu gleichgestrickt und NAV unwillig ist, den Tracks Leben einzuhauchen. Es darf zwar durchaus gesagt werden, dass »Bad Habits« vor allem produktionstechnisch nicht eklatant schlecht umgesetzt ist, es ist einfach nur schmerzhaft belanglos.

Text: Max Hensch

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