Miles Bonny singt mit der Stimme eines in Würde gealterten Soul-Sängers. Dabei erinnert er äußerlich eher an den netten Holzfäller-Dude von nebenan. Seine Songs produziert er häufig komplett in Eigenregie. Musikalisch kann er fast alles. Kennen tut ihn trotzdem niemand. Dabei besitzen seine Songs allemal das Potential, selbst Tante Tina und Onkel Oskar endlich Style in ihr blumig tapeziertes Wohnzimmer zu bringen.
Ähnlich wie bei den Kollegen Hawthorne und Blacc erscheint das neue Album von Miles Bonny aber (zunächst) auf einem kleinen Label – in diesem Fall Melting Pot Music -, um dann hoffentlich auch ganz bald von der breiten Masse verstanden und gekauft zu werden. Die Story, um sich vom unbekannten Weißbrot aus Kansas in die Herzen der Mütter und Töchter zu croonen, besitzt dieser Miles Bonny zumindest.
»Lumberjack Soul« löst das Versprechen der bisher gehörten Songs zu hundert Prozent ein. Die Beats kommen größtenteils aus europäischen Wohnzimmer-Studios und pendeln zwischen langsamen, beinahe schleppenden Soul und verstolperten Hi-Hat Club-Sound. Suff Daddy gibt den Smooth Operator. Hulk Hodn und Twit One verpassen dem Album einen zeitlosen Einstieg à la Testiculo Y Uno. Und DJ Day macht mit Bumm und Tschack eben ganz genau das, was man von ihm gewohnt ist.
Im Mittelpunkt der Musik steht trotzdem zu jeder Zeit der Sänger selbst. Miles Bonny singt auf den insgesamt 17 Songs mit klarer Stimme von den ganz alltäglichen Dingen. Vom kühlen Bier, von »Salmon Steaks« und von hübschen Frauen natürlich. Er bleibt der Typ von nebenan. Und wenn er dann noch den Raphael Saadiq macht und aus dessen wunderbar leierndem »Still Ray« mit dickeren Drums und betörend gepustetem Horn ein Blue Eyed Soul-Kleinod wie »Still Miles« macht, dann kann aktueller Soul mit spürbarer HipHop-Kante nicht viel schöner klingen. »I’m coming home to you/ wear something seethrough/ so I can see your heart.« Singt das dieser leicht korpulente Junge mit Vollbart und Jägerhut wirklich? Ganz, ganz groß!
Miles Bonny – Nothing But You by MPMCGN