Mena – Lindsay Circus // Review

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(Lonely Hearts Club)

Welcome to »Lindsay Circus«. Mena, selbsternannter Lone Wolf und 040-Fahnenträger, lädt ein in seinen Lonely Hearts Club. »Thug’n’B« lässt er dort aus den Boxen dröhnen und schenkt Rotwein nach, bis jeder Herzschmerz überwunden ist. Aber trotz auf Instagram verkündeter Widmung an die Ex (und an seinen besten Freund) verzichtet Mena für den letzten Teil seiner EP-Trilogie, dem »Strawberry Avenue« und »Sandy Shores« vorangegangen sind, auf »Marvin’s Room«-Selbstmitleid, teamt up mit seiner Gang und übt sich in Gelassenheit. Sowieso hat er alle Ficks schon auf der »040«-Ménage mit Kynda Gray und wednesdays gelassen, die sich Anfang letzten Jahres noch mit ebenjener Suffanruf-Romantik geschmückt hat. Aber »Lindsay Circus«, sein bisher persönlichstes Tape, wie er sagt, schafft es, sich am Pathos vorbeizuhangeln. Es ist heller und schlichter als seine Vorgänger, verteilt keine gekränkten Hiebe, sondern verneigt sich vor geteilter Zeit und Erinnerungen. Die neu gewonnene Klarheit verleiht Songs wie »Rock The Boat« und »50K« ihre Leichtigkeit und lässt die zwischendurch aufkommende Steppenwolfschwüle atmen, die mit der »Rose Interlude« ihre einzige Stolperfalle eingebaut hat. Mager ist das trotzdem nie, das passiert Mena nicht. Er schmeißt mit Moshpit-Brettern (»Clout«) um sich wie mit vibigen R’n’B-Schmachtern (»Wenn ich dich seh’«) und singt so gut wie er schreien und den Mond anheulen kann. Mena will immer viel, Liebe und Tiefsinn neben Gang-Gröler setzen, verzerrte Stimmen mit Pop übermalen; und dass »Lindsay Circus« das alles nie nach krampfigem Aufwand aussehen lässt, zeigt, dass Mena vielleicht zum ersten Mal seinen eigenen Erwartungen gerecht wird. Mena sei einer, der noch richtig groß werden könnte, prognostizierte Sierra Kidds bereits 2015. Es wäre auch absurd, wenn das nicht passiert.

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