Mauli – Autismus & Autotune // Review

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(Mauli / Believe / Soulfood)

Wertung: Dreieinhalb Kronen

Die größte Überraschung vorneweg: Das exzessive Namedropping des Vorgängers »Spielverderber« spart sich Mauli, seine Kritik auf »Autismus & Autotune« richtet sich selten gegen einzelne Rapper, sondern gleich gegen die gesamte Szene: »Hipster zu sein, ist nicht leicht/Gestern war es noch Supreme/Heute ist es Suizid.« Doch Mauli muss gar nicht mehr viele Worte auf die anderen verschwenden, die hat er ja bereits vorab mit dem »offiziellen Snippet« zum fiktiven Album »Autismus & Autotür« kollektiv abgewatscht. In viereinhalb Minuten parodiert er darauf alle musikalischen Trends des Jahres 2017 – von »JBG3«-Gepolter über Cloud Rap bis Afro Trap. Doch nicht nur inhaltlich hat sich Mauli mit »Autismus & Autotune« von der Szene emanzipiert, auch musikalisch macht er konsequent sein eigenes Ding. Schon auf dem mit morten produzierten Vorgänger erklärte er, dass er auf Parts keine Lust, dafür aber geile Hooks habe. Tatsächlich gibt es auf »Spielverderber« zwischen melodischen Bridges und Hooks kaum »klassischen« Sprechgesang. Auf »Autismus & Autotune« fällt dieser nun ganz weg. Doch was bleibt, wenn sich der ehemalige VBT-Rapper von seiner großmäuligen Battlerap-Attitüde und gerappten Strophen verabschiedet? Melodien! Und davon hat Mauli eine Menge. Vor allem die Songs der ersten Hälfte von »Autismus & Autotune« verkleben mit ihren zähflüssigen Ohrwürmern den Gehörgang wie Sirup – und bleiben da. Auch wenn man die Hymne auf den Stehltrieb »Klepto« wegen der glockenhellen Synthies und der Kinderlied-Tonfolge zunächst als Kitsch abtut, wird man die Melodie nur schwer wieder los. Zwar hat die zweite Hälfte von »Autismus & Autotune« ebenfalls gute Melodien, doch trotz der kurzen Spielzeit von 32 Minuten nutzt sich hier der Effekt bereits etwas ab. Während Maulis zugedröhnte und entschleunigte Produktion, bei der die Melodien wie bunte Schlieren hinter Milchglas vorbeischweben, den Hörer zunächst gefangen nimmt, lullt sie ihn auf Dauer zu sehr ein.

Text: Daniel Welsch

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