Maeckes – Kids // Review

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Maeckes_Kids

 

(Chimperator/Rough Trade)

Wertung: Fünf Kronen

Gut möglich, dass man mit einer “Kids”-Rezension so kurz nach Release einfach nur auf die Fresse fliegen kann. Denn zu diesem Zeitpunkt der Rezeption, an dem sich andere Alben aus unserem Lieblingsgenre bereits völlig entblättert haben und schon ihren Reiz zu verlieren drohen, da fängt “Kids” erst richtig an: Ich hab das Teil jetzt knappe viermal durch, aber anstatt dass ich endlich einen Plan davon habe, was dieser blonde Orson mit vorliegender Ansammlung von Musik und Text von mir will, wird es im Gegenteil immer schwieriger. Das im Interview erläuterte Konzept von den erwachsenen Kindern wird zwar ganz offensichtlich und hübsch verstörend im Artwork aufgegriffen, und man kann Maeckes über die gesamte Spielzeit dabei zuhören, wie er über besagte Kinder spricht, sie sprechen lässt, sich an ihrer Sprache bedient, ihre Sprache manipuliert, Kinder hier, Kinder dort – aber einen wie auch immer gearteten moralischen Punkt oder zumindest eine Ahnung davon, was er in seinen Hörern verursachen will, so etwas lässt sich nicht eindeutig und abschließend feststellen. Was man sagen kann, ist, dass “Kids” musikalisch einen schönen Mittelweg zwischen abseitig und eingängig beschreitet, dass man so etwas wie die Hook von “Seifenblasen platzen nie” beim ersten Mal Hören schon mitträllern kann und will; dass man daraus aber nicht wirklich gute Laune extrahieren kann, bemerkt man nahezu genauso schnell. Klar, “zum Nachdenken anregen” will so ziemlich jede Rap-Flachzange, wenn der Beat nicht nach dicken Klöten klingt, aber im Falle von “Kids” ist es genau das, was  passiert. Und wenn man sich dann einfach nicht abwendet und Maeckes’ Kinderkram im Vorurteilsordner unter “unverständlicher Kunstscheiß” wegsortiert, dann hat es einen. Ich werde mir das jedenfalls noch oft anhören. Bis dato reicht es nur zu folgendem Zwischenstand: ein fesselndes Album, so schön wie verstörend und schwer verständlich – mal sehen, was in der nächsten Zeit noch an ­Gedanken- und Stimmungsverrenkung aus dem Ding rauskommt. Braucht halt eine Weile.

 

Text: Marc Leopoldseder

 

 

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