In den elf Jahren seiner Schaffensphase hinterlässt der gerade einmal 26 Jahre alt gewordene Malcolm James McCormick ein kreatives Gesamtwerk, das auf diesem sechsten Longplayer einen würdigen Abschluss findet.
Mac Miller war, und davon zeugen seine zahlreichen Mixtapes und Nebenprojekte u.a. als Larry Fisherman, ein Arbeitstier. Umso tragischer ist es, dass »Circles«, das als Prequel zu seinem letzten zu Lebzeiten fertiggestellten Album »Swimming« gilt, nicht mehr von ihm vollendet werden konnte. Frühe Versionen der hier enthaltenen Songs basieren auf losen Sessions mit dem US-amerikanischen Starproduzenten Jon Brion, der u.a. auch mit David Byrne, Fiona Apple, Aimee Mann, aber auch Frank Ocean und Kanye West zusammengearbeitet hat. Es ist nicht geklärt, auf welche Weise Mac zuletzt in die Fertigstellung involviert war, doch mit Unterstützung von Millers Familie hat Produzent Brion die zwölf Lieder nun zu dem vereint, das die Rap-Welt als »Circles« in Erinnerung behalten wird.
»Seine Selbstreflexion ist weitaus interessanter als bei anderen Musikern«
JON BRION GEGENÜBER APPLE MUSIC
Bei in den Sessions zu »Swimming« habe Mac schon erste Ideen zu »Circles« gehabt und Jon Brion vorgelegt. »Er meinte irgendwann: ‚Ich habe noch ein paar andere Sachen, von denen ich nicht weiß, was ich damit machen soll.’«, sagte Brion über die damalige Ausgangslage gegenüber Apple Music. Nur diese Rohversionen überzeugten den Multi-Instrumentalisten, der u.a. auch die Filmmusik zu »Magnolia« und »Lady Bird« geschrieben hat, die Zusammenarbeit mit Mac Miller auf »Circles« vorzusetzen. So sei allein dem Titelsong von »Circles« bereits zu entnehmen, wie sensitiv sich Macs Songwriting entwickelt habe. »Man hört, wie er sich selbst seziert und Aspekte seiner Persönlichkeit in Frage stellt. Seine Selbstreflexion ist weitaus interessanter als bei anderen Musikern. Ich war von Anfang an zu 100% involviert.«
Live-Instrumentierung und Mac Millers wachsender Mut, seine Gesangsstimme zu nutzen, dominieren somit das Soundbild des Albums, das sich klanglich von »Swimming« insofern unterscheidet, als dass es noch mehr Raum für Indie-Einflüsse und tiefe Emotionen zulässt. Wo »Swimming« noch ein paar Rap-Kompromisse mehr einging, wagte sich Miller auf »Circles« sogar an eine Coverversion von »Everybody’s Gotta Live« der US-amerikanischen Folk-Rock-Band Love. Klar, da sind noch die synthetisierten Boogie-Loops, die Lo-Fi-Beats und die Bumm-Tschakk-Patina seiner Now-School-Prägung, doch befindet sich mit »Hands« nur ein einziger reiner Rap-Song auf dem Werk. Stattdessen regieren schiefer, aber brutal ehrlicher Gesang, Jazz-Experimente, elektroider Retro-Funk und Folk. Die letzte Schaffensphase von Mac Miller ist somit ein atemberaubendes und in sich ruhendes Sammelsurium seiner Einflüsse aus Neunziger-Rap und seiner Passion für Bob Dylan, Miles Davis oder John Lennon.