Logic – Everybody // Review

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(Def Jam / Universal)

Wertung: Zweieinhalb Kronen

Wenn J. Cole nach 70 unbefriedigenden Minuten in einer an Logic gerichteten Strophe feststellt »You could never be me«, fasst er damit »Everybody« unfreiwillig zusammen. Der Mangel an eigener Identität ist nicht nur ein zen­trales Thema dieses Albums, er ist nach wie vor in Logics Musik offensichtlich. Mal klingt er wie Cole, mal wie Kendrick, dennoch fehlt es seiner Musik am Feingefühl und den nötigen Nuancen, die den Zuhörer zur eigenen Reflexion anregen. Ferner etablierte sich Logic zuletzt mit »The Incredible True Story« als der Meister der belanglosen SciFi-Roman-Skits – einen Titel, den er auch mit »Everybody« nicht los wird. Denn das Album ist durchzogen von schwammiger Pseudophilosophie über kontinuierliche Wiedergeburt bis zur völligen Erkenntnis durch ewigen Perspektivwechsel; eine Theorie, die selbst ein ganzes Projekt zur Erklärung bräuchte, letztendlich aber nur sehr lückenhaft diskutiert wird. Ohne Frage ist »Everybody« ein persönliches Album mit interessanten Ansätzen (»Anziety«) und (halbgaren) Statement-Tracks (»1-800-273-8255«). Doch auch mit versierten Raps (»Confess«) und ge­schmackvoller Produktion scheitert es dennoch am Rahmen, den es sich selbst setzt. Logics Ziel ist es, die Gleichheit aller Menschen anhand seiner Erfahrungen als ein Kind mit gemischter Blutlinie zu erklären, auf der anderen Seite sind Lines wie »Some black people look ashamed when I rap/Like my great grandaddy didn’t take a whip to the back« ein Mikrokosmos davon, wie sehr er eigentlich doch lieber schwarz wäre. Und genau das wirft einen großen Stock zwischen das Einrad, mit dem Logic den Drahtseilakt dieses Albums zu meistern versucht. Er wiederholt sich nicht nur penetrant, er dreht sich thematisch auch so sehr im Kreis, dass alles, worum es ihm beim Thema Rasse und Identität eigent­lich geht, in nur einem Song (»Take It Back«) gesagt wird. Die Betonung liegt dabei auf »gesagt«, denn Logic hat dort tatsächlich den tiefgründigsten Part auf den besten Beat des Albums gesprochen, wo eigentlich ein weniger überzeugender Verse hätte stehen können.

Text: Max Hensch

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