Ka – Honor Killed The Samurai // Review

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(Iron Works Records)

Wertung: Viereinhalb Kronen

In einer perfekten Welt, in der Killer Mike Platin geht, ist Ka mindestens Anglistikprofessor. Seine Lyrik ist bedrohlicher als die Dope-Dichtung von Pusha T, bildhafter als die Pimp-Poesie von Broder Roc Marciano und versierter als das Schachtelgereime von Earl, der sich als allergrößter Fan outete. Um dem Erlebten mehr Raum zu geben, verzichtet der hauptberufliche Feuerwehrmann, der nachts zum schreibenden Superhelden mutiert, fast komplett auf Drums und lässt an den richtigen Stellen Verschnaufpausen, um dem Erlebten Nachdruck zu verleihen. Bedrückt nasal predigt Kaseem Ryan die kryptischen Zeilen runter und erzählt von einem New York, das die Desiigners und A$APs der Stadt nur vom Hörensagen kennen, als Brooklyn noch nicht gentrifiziert war, Crack die Straßen flutete, Kalter Krieg herrschte. Eine Zeit, in der Ka seine Unschuld verlor. Von der Metaebene auf das Einzelschicksal schließend, geht das Narrativ zurück in die Psyche des Ghettos. Für seine Trap-Dialektik benutzt Ryan biblische Bilder, sein Rap ist Gospel im reinsten Sinne. Ein gut gemeinter Rat des allwissenden Onkels: »Wished for a new life when I blew out them candles/Was in them cruel nights, knew I was about to scramble.« Gerappte Mantras in einer inneren Cypher, in der jedes Wort ­schmerzt. Die Ad-Libs seufzt er über die Klangteppiche. Gitarrenlicks tröpfeln, Pianoschläge hämmern. Der Hood-Hypnotiseur hat tatsächlich Samurai-Level erreicht. Mit nun fünf unterschätzten, cineastischen New-York-Alben hat der Ü-40-MC aus Brownsville gerappte Erzählkunst aufgebrochen und sich einen verdammten Literaturpreis verdient. Umso trauriger, dass gerade das Klatschblatt New York Post Ka zu seiner ersten Coverstory verhalf. In einem rassistisch-motivierten Artikel betitelte sie den FDNY-Captain als Flammen­werfer und warf ihm Doppelmoral, Gewalt- und Drogenverherrlichung in seinen Texten vor. Ganz der öffentlichkeitsscheue Gentleman, beließ Ka es bei einem befriedenden Tweet: »With love comes hate … can’t have one without the other.« Man kann sich vorstellen, wie Ka die Worte beim Tippen andächtig mitgerappt hat.

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