JUICE-Ausgabe #182 (Sept/Okt 2017) mit Casper-Cover und dem ersten großen Interview zu »Lang lebe der Tod« ist ab dem 24.08. überall im Zeitschriftenhandel erhältlich oder ab sofort versandkostenfrei im Shop bestellbar. Wir liefern vorab einen kleinen Einblick ins neue Heft.
TITEL:
CASPER – Aus dem Flutlicht der Dunkelheit
»Lang lebe der Tod« – der Song- und Albumtitel von Caspers neuem Großwerk darf, wie bei ihm üblich, durchaus auf mehreren Ebenen als programmatisch verstanden werden. Nicht nur, dass dem ursprünglich vor einem Jahr anvisierten Release-Date keine lange Lebenszeit beschieden war und sich das Warten auf den neuen Longplayer im Anschluss in die Länge zog wie Gitarrensoli von Richie Blackmore, auch inhaltlich steckt in diesem einen Titel bereits mehr drin als in manch einem üppigen Doppelalbum: Das Ringen mit den daseinsbestimmenden Gegensätzlichkeit von Leben und Tod, mit dem Versuch, beim Balanceakt zwischen Angst und Hoffnung nicht in die bodenlose Schlucht zu stürzen, die durch den kometenhaften Aufstieg vorher überhaupt erst diese bedrohliche Tiefe geschaffen hat, und mit dem existenzbestimmenden Umgang mit dem abstrakten Faktor Zeit.
Beim Treffen mit Casper in Berlin, bei seinem ersten Interview, das er zur neuen Platte gegeben hat, haben wir über all das gesprochen, was es an Elementarem zwischen den beiden Polen Leben und Tod zu besprechen gab: Über die kleinen Freuden und großen Dramen des Seins, den undefinierbaren Schwebezustand zwischen purem Glück und Melancholie. Und über so vieles mehr, dass es die Zeit fast nicht überlebt hätte. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Keine Angst.
RIN – Teenage Emotions
Rin sitzt vor zwei leeren Schachteln Marlboro Gold, in der Hand eine Kippe. »Ich bin Deutschraps Helmut Schmidt«, scherzt er und erzählt von seinem ersten Interviewmarathon. Rin hat ausgeladen: Mit Ausnahme von JUICE ist kein Rapmedium da – »zu viel Schmodder«. Stattdessen klopft heute auch das Feuilleton an, um herauszufinden, was mit diesem Typen ist, der vor zwei Jahren noch in seinem Jugendzimmer in Bietigheim-Bissingen saß, um auf Facebook mit überteuerter Garderobe zu handeln. Im Jahr eins nach »Bianco« ist der Hype real: Die Videos zählen Klicks in Millionenhöhe, an der Wand hängt Shindy-Gold und bei Live-Shows wird Rin, gelinde gesagt, überrannt. Was man in all dem Wirbel glatt vergessen kann: Rins Debüt »Eros« ist das Puzzlestück, das Deutschrap fehlte – 15 Hits zum Mitsingen, mit weniger Zeilen und mehr Leichtigkeit. Wer nicht fühlt, hat Angst.
Cro – Mask on, fuck it, mask off
»Hier drinnen ist die Welt nicht normal«, sagt Carlo Waibel alias Cro. Wir sind im Süden Stuttgarts. Blickt man aus der riesigen Fensterfront, die fast vollständig verhangen ist, erstreckt sich unter uns die Stadt. Vor uns stehen lederne Sofas, Mischpulte, Synthesizer und unheimlich viele Instrumente. Zwischen all dem Kunstchaos steht Carlo. Eine Maske trägt er nicht, dafür ein der Hitze entsprechendes Outfit, das lässig wirkt. Vielleicht wird die Lässigkeit auch vom dicken Grinsen getragen. Carlo ist gut drauf. Das zweistöckige Haus, in dem wir uns befinden, diese »andere Welt«, wie er sagt, ist Carlos Haus. Hier ist ein Großteil seines neuen Albums »tru.« entstanden.
Megaloh/BSMG – Mit allen notwendigen Mitteln
»Ich wusste nicht, wo ich hin kann/Mein Zuhause, sie nahmen es an sich«, wagte Megaloh bereits 2016 auf dem Album »Regenmacher« einen lyrischen Balanceakt zwischen Herkunft und Diaspora. Anderthalb Jahre später befindet er sich mit den Jugendfreunden Musa und Ghanaian Stallion auf Mission: Als Supergroup BSMG releast das Trio »Platz an der Sonne« – ein organisches, afropäisches Conscious-Album über Empowerment, Rassismus und das Bestreben, »die geilste Rapmusik zu machen, die es gibt«. Kein weltmusikalischer Ethno-Quatsch, keine Afro-Trap-Brettfahrerei, kein deutsches Black Lives Matter, sondern ein dringliches Statement. Für Deutschrap und Deutschland.
Zugezogen Maskulin – Endlich wieder Krieg
»Sägeblatt-Shirt, alle Spießer empört/Heute schleppst du mich zum Ku’damm und willst zu ihn’ gehör’n«, rappt Testo auf dem neuen Zugezogen-Maskulin-Album »Alle gegen alle«. Wir sind auf dem Kurfürstendamm in Berlin. Grim104 und Testo sitzen auf Hockern im vierten Stock eines ehemaligen Versicherungsgebäudes. Im Hinterhof ist es dreckig, doch die in Richtung Straße gewandten Fassaden sind herausgeputzt. Davor: Alle sehen gleich aus. Die Schuhe sind rot oder weiß. Die Leggings schwarz. Es wird gekauft und gekauft.
Macklemore – Return Of The Mack
Nach über zehn Jahren an der Seite von Produzent Ryan Lewis versucht sich Macklemore nun wieder als Solokünstler. Wenige Wochen vor Abgabe seines neuen Albums trafen wir den vierfachen Grammygewinner zum Gespräch in Berlin.
Trettmann – Alles Echt
Alles an dieser Geschichte ist absurd. In Chemnitz herrschen karibische Temperaturen. Und auf dem Dach einer Ruine, die einmal als DDR-Einkaufszentrum fungierte, steht ein Typ Anfang vierzig und rappt über bulgarische Melonenimporte und die Unbezahlbarkeit weißer Turnschuhe: Trettmann hat zum Videodreh geladen. »Grauer Beton« soll als Vorbote von »#DIY« dienen, dem bis dato persönlichsten Kapitel des ehemaligen Dancehall-Dons und der Zenit in Trettmanns künstlerischer Neufindung mit Team KitschKrieg im Rücken. Vorhang auf für den unwahrscheinlichsten Erfolg der jüngeren Musikgeschichte.
Kings Of HipHop: Dizzee Rascal
Dizzee Rascals Debütalbum »Boy In Da Corner« ist das definitive Statement des Grime. Warum haftet der Karriere des MCs und Produzenten aus dem Londoner Osten also ein vages Gefühl der Enttäuschung an? Statt in die Rolle des Szenebotschafters zu schlüpfen, verwirklichte Dizzee seine Träume von Nummer-eins-Hits, Ferraris, Konzerten mit Justin Timberlake und Features für Shakira. 14 Jahre nach »Boy In Da Corner« ist Grime indes größer denn je – und Dizzee kämpft mit seiner neuen Platte »Raskit« um Anschluss.
WEITERE THEMEN:
HIPHOP MOMENTS: Sido & Savas/ Freundeskreis/ Prodigy R.I.P.
SHORTCUTS: Sir Serch x Nepomuk / I Salute / Ace Tee / Sonne Ra / BRKN u.a.
HIPHOPE: G Perico / Kuso Gvki / Cousin Stizz / Robanzee
FEATURES:
Chip x Sylabil Spill
Vince Staples
Evidence
Vic Mensa
$uicideboy$
A Boogie Wit Da Hoodie
HipHop Round The World: Ghali
Moses Pelham Vs. The Beats
Massiv
Lazy Lizzard Gang
Kalim
BEHIND THE SCENE:
Jay-Z
Type Beats
Pictorial: Falko One
& BEYOND:
Ibeyi
Nosaj Thing
Noah Slee
COVER JUICE-CD #138
TRACKLIST JUICE-CD #138
01. BSMG – »Lang Lebe Afrika«
02. Trettmann – »Grauer Beton«
03. Moses P – »Neubeginn«
04. Nosaj Thing – »Get Like«
05. Lazy Lizzard Gang – »Unsere Mutter«
06. Felix Krull feat. Angelina – »Grillen«
07. Nepumuk & Sir Serch – »JUICE Exklusiv« [JUICE Exclusive]
08. Robanzee – »Nomade« [JUICE Exclusive]
09. Young Person x Kuso Gvaki »Mamma« [JUICE Exclusive]
10. Johnny Mauser & Captain Gips »Die Scheisse« [JUICE Exclusive]
Schade, dass der Hipster-Anteil im Heft immer größer wird. :C
„Supergroup“