JUICE #148 ab 20.12. am Kiosk

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JUICE-148

Im Editorial von JUICE #148 schreibt Samy Deluxe: »Das Verhältnis zwischen Künstlern und ihren Fans ist ähnlich wie das zwischen Kindern und ihren Eltern. Es geht um den Wunsch, anerkannt zu werden und die Eltern stolz zu machen. Was nicht immer leicht ist.« Und Samy Deluxe weiß, wovon er spricht. Pünktlich zum angekündigten Weltuntergang taucht er mit seinem Alter Ego Herr Sorge auf und spielt den digitalen Endzeitblues. Zur Verwunderung mancher, zur Freude vieler anderer. Der JUICE zum Beispiel. Mit Stolz präsentieren wir Samy als Herr Sorge auf dem JUICE-Cover und freuen uns über die exklusive EP, die Herr Sorge für uns aufgenommen hat. Wir hören also »Zukunftsorientierte Endzeitmusik« sowie »Verschwörungstheorien mit schönen Melodien« und schauen mal, ob sich da jetzt irgendwas bewegt in Richtung Weltuntergang.

DIE THEMEN DER JUICE AUSGABE #148

Titel: Herr Sorge – Bis die Sonne untergeht
Samy Deluxe könnte derzeit nicht mal die Apokalypse vom Musikmachen abhalten. Seit er im vergangenen Jahr mit »SchwarzWeiss« ein wenig unverhofft seine erste Nummer eins einstrich und dem neu erblühten deutschen Rapbetrieb mit klarem Pinselstrich eine neoklassizistische Note verpasste, fließt es nur so aus ihm heraus: Beats, Reime, Hooks, Melodien, Flashs. Anstatt jedoch bequem seinen Status als MC-Veteran im x-ten Frühling seiner Karriere zu verwalten, wagt er nun Erstaunliches. Er nennt sich Herr Sorge, nimmt einen Hut und singt vom Ende unserer Welt. Warum? Weil Samy noch nie Lust darauf hatte, das zu tun, was andere von ihm wollen. Und weil zwischen Schwarz und Weiß immer noch Kunterbunt liegt. Davide Bortot sprach mit Samy Deluxe über Herr Sorge, Sounds, Stimmeffekte, Social Media und vieles mehr.

Kendrick Lamar – Classic Material
Keine Geister, die sich scheiden. Keine Haarspalterei. Keine Uneinigkeiten zwischen super engen und normal weiten Hosen, kein Streit zwischen True-School-Fundamentalisten und weltoffeneren Rap-Hörern. Im Herbst hat ganz HipHop ein Agreement unterzeichnet. Kendrick Lamar, dieser 25-Jährige aus Compton, hat mit »good kid, m.A.A.d city« ein Album mit dem K-Status abgeliefert. Kein Wunder, dass an diesem trüben Donnerstagnachmittag in Berlin alle an dem jungen Burschen zerren, die Klatschpresse genauso wie die Pop-Journaille. Während sich die Schreiberlinge nacheinander im Kern der Plattenfirmenzentrale an der Spree einfinden, kaut Kendrick Lamar, der natürlich mit seinen Homies da ist (neun an der Zahl) im Konferenzraum ein paar Hähnchenschenkel und gibt Interview nach Interview – mit müden Augen, aber stets einem Grinsen auf den Lippen. Nachdem alle Interviewtermine im Vorfeld geplatzt waren, sitzt er nun tatsächlich vor uns. Und hat Bock. Ein Glück.

Sido – Meine Zeit
Er war der erste deutsche Rapper mit Maske. Vor Marsimoto, vor Cro, vor Lance Butters. Er war auch der deutsche Rapper, der das Genre mit kompromisslosen Ansagen, einer Prise Sozialkritik und seinem ganz eigenen Humor aus der Stuttgarter Stadtbücherei in die Berliner Hinterhöfe beförderte, ehe er es im nächsten Schritt auf das nächste Business-Level hievte. Er war der erste deutsche Rapper, der seine Entertainer-Qualitäten als Moderator und Castingshow-Juror im Fernsehen ausnutzte. Zuletzt fiel Sido vor allem durch Boulevard-Schlagzeilen auf, nur rappen wollte er nicht mehr. Zwei Jahre nach »Aggro Berlin« kehrt er nun mit seinem Greatest-Hits-Album »#Beste« zurück, das auch einige neue Stücke beinhaltet. Im Gespräch mit JUICE blickt der 32-Jährige auf zehn Jahre Karriere, vier Soloalben und 15 Singles zurück. Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen.

Vega – Kaiser ohne Krone
Nero war der künstlerisch veranlagte Kaiser, der einst Rom in Brand setzte. Wenn Vega sein drittes Soloalbum nach dem römischen Herrscher benennt, dann geht es natürlich darum, dass nur wenige Rapper und ihre Camps derzeit so polarisieren wie der Frankfurter und seine Freunde von Niemand. Musikalisch wendet sich Vega auf »Nero« teilweise rockigen Klängen zu, doch seine generelle Marschroute bleibt gleich: technisch anspruchsvolle Raps über den Struggle des kleinen Mannes, vorgetragen auf melancholischen bis pathetischen Instrumentals voller Synthieflächen, Klavier- und Streicher-Samples und alles zerberstenden Drums. Beim Besuch in der JUICE-Redaktion an der Seite von seinem Manager Hadi El-Dor und FvN-Neuzugang Liquit Walker sprachen wir über die Böhsen Onkelz und Stadionverbote, über Haudegen und Homophobie, über sein Verhältnis zu Casper und die Verdienste von Dendemann.

50 Cent – Reich für immer
Vor zehn Jahren gab es nichts anderes im US-HipHop als 50 Cent. Er war der King of HipHop. Nun wäre es ein Leichtes, die Richtigkeit der Vergangenheitsform dieser Aussage mit seiner musikalischen Entwicklung zu verargumentieren. Aber so einfach ist es nicht. Auch wenn er seit drei Jahren kein Album und laut Rap-Stammtischlern seit neuneinhalb kein gutes Album veröffentlichte, landete er jüngst wieder auf Platz 3 der Forbes-Liste der bestverdienenden HipHop-Künstler. 2012 hat das ewige 50-Cent-Argument mehr Gewicht denn je: Mein Kontostand sagt, dass meine Musik so schlecht nicht sein kann. JUICE traf 50 Cent auf einer großen Elektronikmesse in Berlin.

Silla – Nüchtern betrachtet
Die großen Stars des Deutschrap kommen heute aus Extertal, Rostock und dem Schwabenland. Damit endet die Vorherrschaft Berlins, der Stadt, die das Genre beinahe die komplette letzte Dekade dominierte. Auch Silla erlebte diese Ära aus nächster Nähe, obwohl er für viele bis vor kurzem noch als Newcomer galt. Schon 2002 verkehrte er, gerade volljährig, mit King Orgasmus One und dem Rest der I-Luv-Money-Posse. Nach einem Feature auf dem indizierten Debüt von Bass Sultan Hengzt veröffentlichte er 2004, damals noch unter dem Alias Godsilla firmierend, sein Debütalbum »Übertalentiert«. Knappe acht Jahre und einen unfreiwilligen Namenswechsel später blickt er auf ein knappes Dutzend Veröffentlichungen als Solokünstler sowie gemeinsam mit Orgi und mit Fler zurück. Im JUICE-Interview spricht Silla über private Probleme und Dämonen, die er in dieser Zeit bekämpfte, über Melancholie und warum sein aktuelles Soloalbum »Die Passion Whisky« für ihn auch privat einen Neuanfang bedeutet.

15 Soundtracks zur Apokalypse – Rap und das Ende der Welt
Im HipHop spielt das Thema Weltuntergang schon seit den frühen neunziger Jahren eine zentrale Rolle. Der Berliner Autor Florian Werner hat sogar eine Doktorarbeit zum Thema verfasst, die 2007 im renommierten Transcript-Verlag veröffentlicht wurde: »Rapocalypse: Der Anfang des Rap und das Ende der Welt« setzt sich auf 282 Seiten mit den Untergangsszenarien und apokalyptischen Motiven des US-HipHop auseinander. JUICE hat 15 mal fröhliche Weltuntergangsmusik ausgewählt und auf ihre Tauglichkeit zur Untermalung der Apokalypse überprüft.

Kings of HipHop: IAM – Marseillaise
IAM haben eines der meistverkauften europäischen HipHop-Alben gemacht. Es ist dazu das beste HipHop-Album aus Europa. Ein millionenfach verkauftes Stück Conscious-Rap, zeitlos, allen qualitativen Ansprüchen genügend und eigentlich auch ein Straßenrap-Album. Es wäre ein Leichtes, IAM auf ihr Meisterwerk »L’École du micro d’argent« zu reduzieren. Doch dafür behaupten sie sich schon zu lange in der Szene. Seit über 20 Jahren sind IAM relevant, nur eben immer auf ihre ganz eigene Art und Weise. Sie haben europäischem HipHop maßgebliche Impulse gegeben und für ihre Heimatstadt Marseille kulturell mehr getan, als jedes Tourismusministerium es jemals geschafft hätte. Sie sind vor den Pyramiden von Gizeh aufgetreten, haben Frankreichs meistverkaufte Rap-Single aufgenommen und der dortigen Szene einige ihrer größten Hymnen geschenkt. Sie haben ihren ganz eigenen Planeten erschaffen. IAM sind echte Kings of HipHop und damit prädestiniert dafür, als erste Europäer in dieser Rubrik aufzutauchen.

Jahrescharts 2012
Woran misst man eigentlich, ob es ein gutes HipHop-Jahr war? An der Anzahl von echten Klassikeranwärtern, die im Zeitraum von Januar bis Dezember auf den Markt geworfen wurden? An den Chartplatzierungen, den Besucherströmen auf Festivals und Konzerten, den Airplay-Einsätzen, den außergewöhnlichen Momenten, den am höchsten budgetierten Videos oder einfach der allgemeinen Vielfalt im Rap-Kosmos? Egal, welche Maßstäbe man anlegt – unter jedem denkbaren Gerüst war 2012 ein Ausnahmejahr. Und es geht weiter bergauf. Oder ist die Spitze schon erreicht? Was kann nach Chartsturm, Platinregen und HipHop-Bambi noch kommen? Bevor sich 2013 all diese Fragen klären, schauen wir ausführlich zurück – in bewährter Listenform. Die JUICE-Redaktion hat gewählt.

Darüber hinaus findet ihr in dieser Ausgabe u.a. Features und Interviews mit:
Cro
Stieber Twins
Kaisaschnitt
Grandmaster Caz
The Coup
Ratking
Unlike U
Kontra K
The Gaslight Anthem
Shabazz Palaces
Cody ChesnuTT
Blumentopf
Banksy
Pusha T
Bodega Bamz
King L
Olexesh
Gory Gore
Muso
Sultan

Tracklist JUICE Exclusive EP: Herr Sorge »Zukunftsorientierte Endzeitmusik«
01. Sorgenkinder
02. Was is…?
03. Teufelskreis
04. Albtraum erfüllt
05. Ruhe vor dem Zorn
06. Abgestumpft
07. WC-Gedicht
08. E.T.
09. Zukunft vorbye (Pimped Demo Version)

Die JUICE-Ausgabe #148 (Jan/Feb 2013) ist ab dem 20.12. bundesweit für 5,90 EUR inklusive Exclusive EP von Herr Sorge im Zeitschriftenhandel erhältlich.

Cover JUICE #148

Cover Exclusive EP Herr Sorge

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