Astronauten wissen: Bevor man mit Laserpointern Sternchenjäger verarschen geht, sollte man sich zuallererst mit Reiseverpflegung versorgen. Also dick bei Lidl mit Schokomilch und Maxi King eindecken und anschnallen, wenn Rakete sich durch’s Sonnensystem rappt: Da landen Aliens auf der Blockparty von Kool DJ Herc, Joints werden zu Beziehungen, denen man beim Abglühen zuschaut, und Uranus ist als Planet ja mal voll für den Arsch, weil da einfach überhaupt nichts los ist.
Johnny spricht, wie er rappt: ohne Punkt und Komma, vom Hundertsten ins Tausendste und wieder zurück. Frei Schnauze eben, für Luftholen bleibt keine Zeit. Ein bisschen merkt man dem 23-Jährigen den verkifften Studenten durchaus an, wenn er dabei noch nicht mal nach Worten suchen muss.
Die Rap-Erziehung gab’s, wie bei allen jüngeren Heads ungefiltert aus dem Netz. »Ich hab’ irgendwann ‘The Infamous‘ von Mobb Deep gehört – ich dachte, Jesus würde nackt vor mir herumspringen! Das war Offenbarungs-Shit! Dieser East-Coast-Sound hat sich dann einfach bei mir durchgefressen.« Zu hören gibt es das auch auf der neuen von HawkOne produzierten »Per Anhalter durch die Galaxis«-EP. Organisch entwickelter Boombap, der zwar den Minimalismus predigt, aber die Nostalgie gekonnt auf den Pluto verbannt. Was bleibt, ist vor allem eins: Platz nach oben. Worum geht’s? Immer besser werden, damit du sie im Battle eines Tages alle zurückficken kannst; statt einer Maske den Turnbeutel aus der ersten Klasse tragen. Heißt: Egal ob du der hässlichste Motherfucker auf Erden bist, hier geht es nur um den Sport. Aber Rakete ist noch längst nicht auf dem Level, auf dem er sein will. Ähnlich wie das Tütenrauchen, ist und bleibt Rap nämlich ein Spielchen a la Turmbau zu Babel: Je höher du baust, desto mehr kannst du am Ende abfackeln. Erdloch und Lunte, Yin und Yang; es ist nicht mehr nur Gute-Laune-Funny-Shit oder nur Toter-Ernst-ich-zieh-dich-ab-Shit, sondern beides. »Am liebsten würde ich im Moment einen Track mit SSIO machen. In meinen Augen ist er der erste Gangsta-Rapper, der es verstanden hat, sich erstens selbst nicht so ernst zu nehmen und zweitens geile Beats zu picken. Ich merk’s jetzt auch bei mir in der Gegend: Die ganzen Leute mit Migrationshintergrund hören wieder so Oldschool-Sachen. Die pumpen jetzt wieder Snoop im Auto und nicht Massiv.«
In Zeiten, in denen sich Rap als Kampf mit den Worten wieder viel breitflächiger verteilt, hat Rakete klare Prioritäten. Der Anspruch seiner Mucke muss mindestens international sein. So wie es bei den Fürther Cops beim Filzen keine geringe Menge gibt, hat es auf der Konsumentenseite keine Höchstmenge zu geben. Viel hilft viel, also liebt eure Eltern, aber benutzt ein Kondom. Deutscher Rap ist ein unglaubliches Bastel-Set, die Azzlackz haben es längst vorgemacht: Man kann sich doch so leicht bei allen anderen Sprachen auf diesem gottverlassenen Planeten bedienen. Das hier ist ein Spielplatz. Ein Comicbuch; und Rap steht jeden Tag vor einer neuen, leeren Seite ungeschriebener Geschichte. Wer hat morgen die neue Reimkette?
»Ich bin Rumäne, meine beiden Eltern kommen da her. Ich hör’ auch Rap von dort. Ich hör’ ganz viel Rap, den ich gar nicht verstehe – von finnisch bis arabisch. Du hörst ja, ob jemand auf dem Takt flowt! Und wenn er gescheit mit der Stimme arbeitet, dann kann er zusammen mit dem Beat etwas transportieren. So ist das einfach. HipHop verbindet.«
VERLOSUNG:
Wir verlosen zweimal Johnny Raketes »Per Anhalter durch die Galaxis« auf Vinyl. Das einzige was ihr dafür tun müsst, ist eine E-Mail mit dem Betreff »Johnny Rakete«, eurer Postanschrift und der Antwort auf folgende Gewinnspielfrage an verlosungen (at) juice (.) de zu schicken.*
FRAGE: Was ist die Antwort auf die »Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest«?
Text: Gediminas Schüppenhauer
*Hinweis: Einsendeschluss ist der 15.01.2015. Die Gewinner werden per E-Mail informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.