Jeezy – Pressure // Review

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(YJ Music / Def Jam)

Wertung: Drei Kronen

Wenn wir heute über Atlanta reden, dann oftmals unter Ausschluss derjenigen, die Trap im letzten Jahrzehnt etablierten. Klar, jeder kennt Gucci, aber mit Jeezy, T.I., Rick Ross, oder, wenn wir hinter die Regler gehen, mit Mannie Fresh, D.Rich (hier mit drei exzellenten Beats vertreten) oder Drumma Boy, werden Generationengefälle sichtbar. Die Frage, wie man sich als Elder Statesman am besten zu verhalten hat, ist so vielschichtig, dass sie jeder für sich individuell auslegen kann. Auf »Pressure« gelingt Jezzy der Spagat, gebührend auf sein Werk und Leben zurückzuschauen und gleichzeitig die neue Generation ins Spotlight zu stellen. Tee Grizzley, Payroll Giovanni, Kodak Black, YG und J. Cole flowen alle präziser und mit mehr Intensität als Jeezy, doch dieser ist okay damit, versteht, dass er sich nicht länger beweisen muss. Aus dem oben benannten Dreierkreis, hatte Jeezy meiner Meinung nach immer die unterschätzteste Stimme. Whiskeygespült und rau genug, um die Härte und Direktheit der Lyrics zu transportieren, aber dabei immer melodisch und sich an die weichen 808s und züngelnden Synthielines anschmiegend. Diese Qualitäten haben mit dem Alter nur noch zugenommen, und die eher unterdurchschnittliche Mitte des Albums mit »This Is It«, »Bottles Up« (das eines der immer rarer werdenden Puff-Daddy-Features komplett verschwendet) und »Respect« wird vor allem durch Jeezys Performance hörbar gemacht. Zugegeben: Manchmal verliert er die Kontrolle über den Beat (»Pressure«) oder fällt aus dem Flow, aber er meistert diese Situationen mit einer Nonchalance und Gelassenheit, die überzeugt. Manche Songs wie »Like Them«, das Jeezy mit Rick Ross versöhnt, und »The Good Life« coasten zu stark an den Nostalgiefaktor und vermissen Momentum, aber spätestens, wenn Jeezy in »Snow Season« das Album mit »Might not like it, but you n***** gon’ respect it« wunderbar auf den Punkt bringt, hat er mich auf seiner Seite. Ich bin mir nicht sicher, ob wir Jeezy wirklich in 2018 brauchen, aber auf ihn verzichten will ich auch nicht.

Text: Florian Weigl

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