Jay Prince – Cherish // EP der Ausgabe

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(Jay Prince)

Wer hätte gedacht, dass das vorläufige Tape des Sommers aus Ost-London kommen würde? Gut, so ein bisschen hätte man es ahnen können, denn »Cherish« ist der beein­druckende Zwischenstand dessen, was sich bei Jay Prince seit dem Release von »Smile Good« von 2016 anbahnt. Der 22-Jährige ist ein kompletter Künstler mit erfrischend altmodischen Ansätzen, produziert, rappt und singt mit einer Selbstverständlichkeit, die noch immer weiteres Potenzial vermuten lässt. Seine aktuelle EP ist ein Vibe, der nicht genredefinierend kommt, aber wirkungsvolle Soul-Hooks mit Esprit, eleganten Flows und nahbarer Message infiziert. Der übergrei­fende Sound wirkt wie entschleunigende Wattestäbchenmusik für übermäßig vertrapte Gehörgänge, ohne sich komplett von mo­dernen Trends abzuwenden. Ob über weiche Synths und selbstgespielte Gitarre auf »Love Is« oder den kontemporären Rhythmussektionen von »Motion« oder »GLAM« – Jay findet auf den neun Tracks eine klangästhetische Balance, die grundlegend angenehm ins Ohr geht. Ob man »Cherish« um sechs Uhr morgens an der Bahnhaltestelle, nachmittags am Baggersee oder zum Einschlafen hört – es sind stets dreißig lohnend investierte Minuten. Kurzweiligkeit und Kohärenz sind offensichtliche Stärken des Tapes, was nicht mindert, dass Jay sich in Beats und Texten für einen glattgebügelten Stil ohne großen Nervenkitzel entscheidet. Den offensichtlichen Hit markiert die karibisch angehauchte Lead-Single »In The Morning« – eine schwungvolle Hymne über die Unbeschwertheit junger Liebe. Das wirkliche Mantra findet sich allerdings gegen Ende der EP zwischen den schwerfälligen Drums von »Downtime«: »But it’s alright baby/Where’s your mind at lately/Where’s your soul at baby?« So sehr Jay Prince mit Flow-Variationen und Hook-Gespür punktet – »Cherish« ist eine Meditation. Und so finden sich zu Beginn und Ende des Tapes eben auch jene Momente, die lyrisch aufhorchen lassen; in denen er sein Verhältnis zu den Frauen in seinem Leben und die verbundenen Hürden seiner Karriere reflektiert. Man würde sich wünschen, er wäre dort etwas bildhafter und konkreter, aber das mag nicht sein Anspruch gewesen sein. Fest steht, dass Jay Prince mit »Cherish« in der Riege des pop-affinen Rap-Untergrunds sich langsam zum Platz an der Spitze drängelt und zwangsläufig an der Tür großer Bühnen klopft.

Text: Max Hensch

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