J Hus – Common Sense // Review

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(Black Butter Limited)

Wertung: Fünf Kronen

Die kürzeste Verbindung zwischen Celine Dion und 50 Cent? »Common Sense«, das Debüt eines 21-jährigen Briten und seines Produzenten. Während sich Rapper J Hus auf dem Schulhof dank seiner G-Unit-­Loyalität den Spitznamen 50 Pence einhandelte, saß sein musikalischer Ausstatter JAE5 bei den Großeltern in Ghana auf der Couch und pumpte kitschige kanadische Arien. Wie daraus wenige Jahre später das UK-Überraschungs­album im Sommer 2017 destilliert, ist allerhöchstens unter den Vorzeichen des aktuellen Youtube-Spiels auf der Aussteigerinsel zu erklären: Während​ Grime-Größen wie Skepta den Minimalismus ihrer frühen Tage beschwören, entgegnet eine neue Rap-Generation der britischen Aggressionstradition mit gut gelaun­ten Synthie-Harmonien und zwingenden Dancehall-Drumpatterns – Stempel: Afro­beats. J Hus befeuerte diese Entwicklung schon 2015 mit »Lean & Bop« und eröffnete die Radio-Saison 2017 mit der karibisch anmutenden Marimba-Madness »Did You See«. Womit wir bei der DNA dieses Albumdebüts wären: »Common Sense« besteht aus 17 Hits. JAE5 bemüht die Native-Instruments-Library und produziert sich fröhlich durch die jüngere Rap-Historie: Post-WTC-Bling (»Common Sense«), G-Unit-Piano-Epos (»Goodies«), 2-Step-Süßigkeiten (»Plottin«), R’n’B-Sentimentalitäten (»Closed Doors«), OVO-Dancehall (»Mash Up«) und Grime (»Clartin«) stecken in etwa den musikalischen Rahmen dieses überbordenden Albums ab, das J Hus mit vielen vergessbaren Zeilen füllt, in denen es oft um Töchter geht und jegliche Vorstrafenregister gezogen werden. Doch so einseitig das Sujet, so vielseitig der Rapper: Energische Strophen und eingängiger Singsang stehen nicht nur ­gleichberechtigt, sondern völlig selbstverständlich nebeneinander. J Hus mag unter der britischen Justiz gelitten haben, so viel will er klargestellt haben. Doch sein Flow-Spektrum erzählt die eigentliche Geschichte von einem musikalischen Umfeld im Zeichen der Diaspora. Eine Welt, in der man selbstbewusst zwischen den Stühlen steht – mit beiden Beinen.

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