HipHop ist ein beliebtes Thema in den Medien. Die Boulevardsender stürzen sich am liebsten auf Ghettostories und Hassrapper, die Feuilletons der großen Tageszeitungen philosophieren gerne mal über den Untergang der Kultur und arte geht meistens mit einer ganz eigenen Sichtweise an das Thema heran, sei es ein Film über die Sneakerkultur oder Streetart in der dritten Welt. Heute Abend zeigt der Kultursender um 22:00 die Dokumentation „Hip-Hop, The World is Yours“.
HipHop an sich ist kein einfaches Thema für eine Dokumentation. Es gibt zu viele Facetten und Einzelaspekte, über die man berichten könnte und die bei einem Gesamtabriss auf der Strecke blieben. Der Kultursender präsentiert nun seine ganz persönliche Perspektive. Dazu nehmen sie den Zuschauer auf eine knapp 90 Minuten andauernde Reise mit. Natürlich beginnt es in der Bronx, wo unter anderem Grandmaster Caz in die Thematik einführt. Von dort aus geht es weiter nach Frankreich, über Deutschland, Israel/Palästina und nach Senegal. Je nach Land berichten unterschiedliche Rap-Künstler über ihre ersten Berührungen mit HipHop und die Rolle heute. Allerdings werden nicht nur die offensichtlichen Unterschiede der einzelnen Länder sondern auch die Gemeinsamkeiten herausgearbeitet.
Für Frankreich treten beispielsweise 113 (Rim’K) oder auch das Gesangsduo Les Nubians an, aus Deutschland sind unter anderem Sido, Joe Rilla und D-Flame verteten. Wirklich spannend wird es allerdings, wenn man im Nahen Osten und Afrika angelangt ist, da vielen die dortigen Szenen weitgehend unvertraut sein dürften. Israelische und palästinensische Rapper berichten über die Möglichkeiten von Rap, ihre Konflikte ohne Waffen auszutragen, oder – wie im Falle der Crew System Ali – sogar eine musikalische Brücke zwischen Arabern und Israelis zu bauen. In Afrika, genauer gesagt im Senegal, geht es dann um die tatsächlichen Ursprünge des HipHops. „Die DNA des HipHops stammt aus Afrika“, sagt etwa einer der Protagonisten. Natürlich geht es auch im Senegal um landestypische Themen und Missstände. So berappt das weibliche Trio Alif beispielsweise die Problematik des Beschneidens. Am Ende schließt sich der Kreis wieder. Ein Team aus Afrika tritt in den Disziplinen Rap und Breakdance gegen eines aus den Vereinigten Staaten an. Außerdem steht noch ein globaler Track an, für den viele der jeweiligen Künstler einen eigenen Part beisteuerten.
„Hip-Hop, The World is Yours“ ist als Reportage natürlich ganz im Sinne des deutsch-französischen Kultursenders. Soweit man es beurteilen kann, ist die Rapperauswahl, zumindest in Deutschland, stellenweise fragwürdig bis unverständlich. Außerdem ist man manchmal etwas verwirrt, was eigentlich das Thema ist und wo es hingehen soll. Die Brothers Keepers werden angeschnitten, der Rest von Advanced Chemistry bis Aggro Berlin bleibt weitgehend unberücksichtigt. Allerdings ist der Abschnitt über den Nahen Osten auch mit HipHop-Brille sehenswert, denn neben Inhalten gibt es hier phasenweise auch technisches Talent und die nötige Prise lyrischen Zunder zu sehen. Auch die sehr unbedarfte Herangehensweise in Afrika ist interessant, über die technischen Feinheiten lässt sich trotz aller textlicher Relevanz jedoch gelegentlich streiten.
Wiederholungen laufen am Dienstag 22. März um 02:20 Uhr und am Mittwoch 30. März um 03:05 Uhr.