Haze – Die Zwielicht LP // Review

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(Alte Schule / Chapter One / Universal Music)

Wertung: Viereinhalb Kronen

»’N fetter Beat, nur mit Trommel und nem Sample drin/Der eklig klingt, solang’ bis die Strophen beide fertig sind«, schildert Haze den Schaffensprozess seines zweiten Langspielers. Genau nach dieser reduzierten Herangehensweise klingt »Die Zwielicht LP« erfreulicherweise auch. Hier wurde auf jegliche Gimmicks verzichtet, der Zeitgeist getrost links liegengelassen. Catchy Hooks, ausgefeilte Bridges und anderen Schnickschnack sucht man auch vergebens. Stattdessen gibt es einen Mann und einen Beat, die im Zusammenspiel für eine zum Schneiden dicke Atmosphäre und das eine oder andere Kopfnicker-Schleudertrauma sorgen. Die düsteren Bummtschack-Beats aus den Maschinen von Haze-Homies Dasaesch, Dannemann und Raz One bringen trotz der spartanischen Herangehensweise jede Menge Wumms mit. Die angestaubten Drums sind treibend arrangiert und donnern mit jeder Menge Schmackes aus den Boxen, die unbequemen Samples kriechen unbehaglich voraus und erwecken die kalte Straße, auf der das Recht des Stärkeren herrscht, zum Leben. Ob schief leiernde Pianos oder bedrohlich gezupfte Saiten, die Mobb Deep’esken Melodien entfalten stets volle Wirkung. Dabei ähneln die Instrumentierungen einander zwar stellenweise arg, auch Highlights bleiben weitgehend aus, dafür spielt der monochrome Sound aber durchgehend auf hohem Niveau. Diese Aussage lässt sich auch auf Haze’ Rap anwenden: Der ignorante Flow des Karlsruhers besticht mit Ecken und Kanten. Glatt poliert wurde hier gar nichts. Der kaum zu überhörende Hunger, den Haze mitbringt, übermannt einen förmlich. Vielschichtige Inhalte bleiben auf »Die Zwielicht LP« zwar aus, doch die braucht es gar nicht. Bodenständig schildert der Protagonist seinen rauen Alltag und beleuchtet ihn dabei aus verschiedenen Perspektiven. Und doch gestaltet sich die Erzählung abwechslungsreich. So schildert er etwa den »Kopffick«, der aus verschiedensten Richtungen auf ihn einprasselt, und warnt im nächsten Song vor seinem Kampfhund, der sich zwar zu benehmen weiß, im Zweifelsfall aber alles andere als ein zahmer Wauwau ist. Das unnahbare Auftreten, die trockene Vortragsweise und der charmante Ostblock-Slang verleihen dem Album einen herrlich nonchalanten Beigeschmack, der vor Authentizität nur so strotzt.

Text: Skinny

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